Das Problem Didi Kühbauers als Trainer des WAC in den Spielen letzten Herbst war, dass sich sein Team zwar recht gute Einschussmöglichkeiten erspielte, insgesamt jedoch nur unterdurchschnittlich viele davon nützte. Für elf Tore benötigte man 202 Schüsse, was einem Verwandlungsanteil von lediglich knapp über 5% entspricht. Das ist nur halb so hoch wie bei einem durchschnittlichen Bundesligateam, der Erwartungswert bei so vielen Schüssen liegt dementsprechend bei über 22 Toren. Unter Pfeifenberger stieg der Anteil der verwandelten Schüsse auf gut 8%, was immer noch niedriger als im Schnitt ist, aber schon in Richtung des Normalwerts geht. Dieses Phänomen ist als Regression zum Mittelwert bekannt und kein Verdienst des neuen Trainers, sondern tritt bei steigender Datenmenge im Normalfall automatisch auf.
Allerdings gibt es auch das gegenteilige Phänomen. Unter Kühbauer erhielt der WAC 22 Gegentore aus 200 Schüssen, also so viele, wie er auch hätte erzielen sollen. Unter Pfeifenberger hat das Team in sieben Spielen 92 Schüsse zugelassen, jedoch nur fünf Tore bekommen (~5%, und drei davon ironischerweise im Auswärtsspiel bei Rapid, als man als Auswärtsteam die klar besseren Tormöglichkeiten hatte). In dieser Hinsicht ist der Wert unter Pfeifenberger offensichtlich noch von der niedrigen Fallzahl verzerrt, es ist also zu erwarten, dass er den Gegentorschnitt nicht halten wird. Jedoch ist wie dargelegt auch noch mit steigenden erzielten Toren zu rechnen, was sich im Abstiegskampf als Vorteil erwiesen könnte.
Team
|
Eigene Schüsse verwandelt
(in Prozent)
|
Gegnerische Schüsse verwandelt
(in Prozent)
|
Admira
|
11,07
|
11,26
|
Altach
|
11,97
|
10,15
|
Austria
|
11,35
|
12,88
|
Grödig
|
10,77
|
10,36
|
Mattersburg
|
13,15
|
11,56
|
Rapid
|
16,33
|
9,66
|
Ried
|
8,47
|
11,29
|
Salzburg
|
12,03
|
11,52
|
Sturm
|
7,91
|
10,98
|
Wolfsberg
|
6,49
|
9,25
|
Die Tabelle zeigt an, wie viele Schüsse jedes Team der Bundesliga prozentuell bisher verwandelt hat sowie wie viele davon gegen jedes Team verwandelt wurden. Wie wir sehen, steht der WAC in beiden Wertungen ganz unten (nicht nur aufgrund der alphabetischen Reihung). Er verwandelte sowohl die wenigsten Schüsse in Tore, erlitt aber auch prozentuell nur am wenigsten Tore aus den zugelassenen Schüssen. Wie bereits erklärt, ist in Zukunft also mit einem Anstieg sowohl der Tore als auch der Gegentore in Relation zu den Schüssen zu rechnen.
Es gibt allerdings einen Aspekt, in dem sich der WAC unter dem neuen Trainer tatsächlich verbessern konnte. Zuerst vergleichen wir jedoch die nackten Schussstatistiken unter den beiden Trainern mittels des Boxplots in Graphik 1. Sie zeigen an, wie viele Schüsse in den Spielen der bisherigen Saison unter den beiden Trainern jeweils abgegeben beziehungsweise zugelassen wurden. Die schwarzen horizontalen Striche in den blauen Boxen geben die Medianwerte an, die weißen Kreise die Mittelwerte.
Wie wir sehen, sind bei den Schüssen insgesamt die Werte unter Pfeifenberger nach oben geschnellt; es wurden sowohl mehr Schüsse abgegeben (2,5 pro Spiel) als auch zugelassen (0,5). Die Veränderungen sind im Offensivspiel also eklatanter und erklärt im Zusammenhang mit der oben angesprochenen etwas verbesserten Verwertung der Schüsse den fast doppelt so hohen Torschnitt unter Pfeifenberger. Dass sich auch der Gegentorschnitt massiv verbesserte, ist hingegen beinahe ausschließlich auf die nach unten gerasselte gegnerische Chancenauswertung zu schieben, also keine nachhaltige Verbesserung.
Worin sich die Mannschaft in den sieben Spielen jedoch entschieden verbessern konnte, sind die Schüsse aus der sogenannten Gefahrenzone (Danger Zone). Diese besteht aus dem Torraum sowie dem Bereich des Strafraums, der durch die gedachte Verlängerung der kurzen Seiten des Torraums bis zur Strafraumlinie und diese selbst begrenzt wird (siehe diese Visualisierung). Schüsse aus dieser Zone haben eine besonders hohe Wahrscheinlichkeit, ins Tor zu gehen (Anmerkung: Elfmeter werden ausgenommen und separat behandelt). Während von allen Schüssen in etwa elf Prozent im Tor landen, sind es bei Schüssen aus der Gefahrenzone bei allen Teams in der bisherigen Saison knapp 21%, also fast doppelt so viele. In diese Zone zu kommen und dort Abschlüsse zu verbuchen beziehungsweise den Gegner davon abzuhalten ist also von immenser Bedeutung.
Graphik 2 |
Graphik 2 repliziert die erste Graphik, berücksichtigt allerdings nur diese Schüsse aus der Gefahrenzone. Wie wir sehen, hat der WAC unter Pfeifenberger im Schnitt sowohl mehr Schüsse in dieser Zone abgegeben als auch weniger zugelassen als unter seinem Vorgänger. Man gibt pro Spiel etwa 1,8 dieser Schüsse ab und lässt circa 1,1 weniger zu. Wenn man die Erfolgswahrscheinlichkeit dieser Schüsse berücksichtigt, sind das in der bisher kurzen Amtszeit Pfeifenbergers fast drei erwartete Tore mehr (+2,6) und fast zwei erwartete Gegentore weniger (-1,66). In diesem Zusammenhang kann man also von einer tatsächlichen Verbesserung sprechen.
Natürlich ist die Fallzahl noch relativ gering, da der WAC erst sieben Spiele unter Pfeifenberger absolvierte. Deshalb sollte man Durchschnittswerte nicht überinterpretieren, und die Unterschiede sind weder im Fall der insgesamt abgefeuerten Schüsse noch in jenem der Schüsse aus der Gefahrenzone ausreichend statistisch signifikant. Allerdings spielte der WAC in diesen sieben Spielen bereits gegen die vier stärksten Teams der Liga (zweimal davon auswärts) und konnte in diesen auch immerhin fünf Punkte holen. Die Verbesserung resultiert also sicherlich nicht nur aus der Tatsache, dass man es mit schwächerer Konkurrenz zu tun gehabt hätte.
Die
Veränderung drückt sich auch in relationalen Zahlen aus. Die Total Shot Ratio, also die Metrik, die die eigenen abgegebenen Schüsse in Relation zur Summe der abgegebenen und zugelassenen Schüsse setzt, war bereits unter Kühbauer besser als bei einem Abstiegskandidaten (0,50) und verbesserte sich marginal unter Pfeifenberger (0,54). Die Danger Zone Shot Ratio, die also gleich funktioniert, jedoch nur Schüsse aus der Gefahrenzone berücksichtigt, ist jedoch nach oben geschnellt und beträgt unter Pfeifenberger 0,66 (im Vergleich zu 0,51 unter Kühbauer, der Unterschied ist zudem statistisch signifikant auf dem 95%-Level). Unter Kühbauer
machten diese besonders aussichtsreichen Schussmöglichkeiten knapp 37%
aller insgesamt abgegebenen Schüsse aus; unter Pfeifenberger stieg der
Wert noch einmal auf über 42% an.
Ob das anhält, ist jedoch zweifelhaft; der Wert ist bereits zu gut, um wahr zu sein. Wie Graphik 3 anzeigt, wäre der WAC mit einer DZSR von 0,66 das beste Team der gesamten Liga. Wahrscheinlich wird also diese Kennzahl in den nächsten Spielen wieder etwas zurückgehen, allerdings war der WAC bereits unter Kühbauer in der besseren Tabellenhälfte dieser Wertung. Man kann also davon ausgehen, dass die Mannschaft insgesamt zu gut für den Abstieg ist.
Ob das anhält, ist jedoch zweifelhaft; der Wert ist bereits zu gut, um wahr zu sein. Wie Graphik 3 anzeigt, wäre der WAC mit einer DZSR von 0,66 das beste Team der gesamten Liga. Wahrscheinlich wird also diese Kennzahl in den nächsten Spielen wieder etwas zurückgehen, allerdings war der WAC bereits unter Kühbauer in der besseren Tabellenhälfte dieser Wertung. Man kann also davon ausgehen, dass die Mannschaft insgesamt zu gut für den Abstieg ist.
Graphik 3 |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen