Vor einigen Wochen schrieb ich an dieser Stelle einen Beitrag, in dem ich versuchte aufzuzeigen, wie die in den letzten fünf Jahren in der österreichischen Bundesliga angestellten Trainer punktemäßig im Vergleich zu einem prognostizierten Erwartungswert abschnitten. Dieser Erwartungswert basierte auf dem durchschnittlichen Marktwert der zur Verfügung stehenden Spieler, der, wie ich gezeigt habe, ein sehr starker Prädikator für sportliches Abschneiden ist. Allerdings determiniert er die Punkteausbeute nicht, es ist also Spielraum für Trainer, etwas zum Guten oder zum Schlechten zu wenden. Wir sahen, dass das durchaus geschieht. Die Teams einiger Trainer holten pro Spiel signifikant mehr Punkte als erwartet, während andere kontinuierlich schlechtere Ergebnisse als erwartet holten. Der Großteil der Trainer ist allerdings im Mittelfeld, hat also keinen relevanten Einfluss auf die Punkteausbeute ihrer Teams.
Am Wochenende erschien bei den Kollegen von Ballverliebt ein hochinteressanter und sehr datenreicher Artikel zur Frage, ob sich einige Merkmale der angestellten Trainer (Spielerkarriere, absolvierte Länderspiele, in Österreich in den letzten zwanzig Jahren verändert haben. Grundessenz des Artikels ist in Bezug auf die heimische Bundesliga ist, dass weiterhin vor allem ehemalige Profis und Nationalspieler als Trainer eingestellt werden, während Leute ohne nennenswerte Spielerkarriere es damals wie heute schwer haben.
Die Frage, die ich in den folgenden Zeilen klären möchte, ist ob sich diese beiden Beobachtungen verbinden lassen. Ist es gerechtfertigt, einen Trainer mit Spielerkarriere bei der Auswahl vorzuziehen? Hilft eine lange, erfolgreiche Spielerkarriere für die Zeit danach? Konkret gefragt: Hat die Anzahl absolvierter Spiele einen Einfluss auf auf das Abschneiden als Trainer?
Dafür greife ich auf denselben Datensatz wie für den oben verlinkten Text zurück. Der Erfolg als Trainer wird also durch die Anzahl der Punkte, die jeder der Übungsleiter mit Verantwortung in mehr als fünf Pflichtspielen seit 2010 (42 an der Zahl) pro Spiel mehr holte als man von den von ihm betreuten Mannschaften erwarten konnte. Für die Spielerkarriere zähle ich sowohl die absolvierten Ligaspiele als auch Länderspiele, Daten kommen dafür hauptsächliche aus den jeweiligen Wikipediaeinträgen, die in der Regel ergiebiger sind als die sonst gerne verwendeten Datenbanken wie Weltfussball oder Transfermarkt. Diese werden jedoch zur Vervollständigung herangezogen, wenn kein Wikipediaartikel vorhanden ist.
Dafür greife ich auf denselben Datensatz wie für den oben verlinkten Text zurück. Der Erfolg als Trainer wird also durch die Anzahl der Punkte, die jeder der Übungsleiter mit Verantwortung in mehr als fünf Pflichtspielen seit 2010 (42 an der Zahl) pro Spiel mehr holte als man von den von ihm betreuten Mannschaften erwarten konnte. Für die Spielerkarriere zähle ich sowohl die absolvierten Ligaspiele als auch Länderspiele, Daten kommen dafür hauptsächliche aus den jeweiligen Wikipediaeinträgen, die in der Regel ergiebiger sind als die sonst gerne verwendeten Datenbanken wie Weltfussball oder Transfermarkt. Diese werden jedoch zur Vervollständigung herangezogen, wenn kein Wikipediaartikel vorhanden ist.
Zuerst ein wenig deskriptive Datenanalyse: Im Durchschnitt absolvierten die 42 Trainer 331 Ligaspiele (der Median liegt bei 369). Lediglich vier davon absolvierten gar keine (Gludovatz, Hyballa, Kraft und Zeidler), acht kommen auf mehr als 500 davon. Bei den Länderspielen ist die Datenlage weit verzerrter. Der Mittelwert liegt bei 18, der Median allerdings nur bei 1,5. 20 der 42 Trainer absolvierten null Länderspiele, nur 15 kommen auf einen Wert über dem Durchschnitt. Graphik 1 zeigt mittels Punktdiagramm die absolvierten Länder- und Ligaspiele. Beide Werte korrelieren statistisch signifikant auf mäig hohem Niveau miteinander, was nicht besonders überrascht; wer überhaupt nicht professionell Fußball spielt, wird auch keine Nationalteameinsätze bekommen.
Nun aber zu der Frage, ob diese Daten für den Erfolg einer Trainerkarriere überhaupt von Bedeutung sind. Zuerst analysiere ich die Ligaspiele und deren Einfluss auf den Erfolg als Trainer. In Graphik 2 plotte ich die absolvierten Ligaspiele auf der x-Achse und die über dem Erwartungswert geholten Punkte auf der y-Achse. Die dickere, gestrichelte Linie zeigt die Grenze an: Wer darüber liegt, holte mehr Punkte als erwartet; darunter liegen dementsprechend die Trainer, die eine schwächere Punkteausbeute als möglich gewesen wäre aufweisen. Dies trifft wie man sieht auf die meisten zu; nur zwölf der 42 weisen einen positiven Saldo auf.
Diejenigen, die über dieser Linie liegen, haben jedoch höchst unterschiedliche Spielerkarrieren hinter sich. Interessanterweise finden sich die beiden erfolgreichsten Trainer (Stöger und Gludovatz) an den jeweiligen Extremen der möglichen Spielerkarriere; Stöger hat über 500 Spiele in den Beinen, Gludovatz kein einziges. Von denen unter der gestrichelten Linie scheinen die meisten tendenziell eher mehr als weniger Spiele absolviert haben.
Die durchgehende Linie stellt die Regressionsgerade dar, also jene, die am wenigsten weit von allen Punkten entfernt ist. Sie sinkt leicht nach unten, was darauf hinweist, dass Trainer im Schnitt sogar schwächer abschneiden, je mehr Ligaspiele sie absolviert haben. Allerdings ist dieser Zusammenhang schwach ausgeprägt und statistisch nicht signifikant. Tatsächlich ist es also egal, wie viele Spiele ein Trainer als Spieler absolviert hat; es gibt keinen Zusammenhang mit seinem punktemäßigen Abschneiden als Chefcoach.
Aufgrund der schiefen Verteilung rechne ich bei den Länderspielen keinen linearen Zusammenhang, sondern beschränke mich auf ein Boxplot. Dafür teile ich die Trainer in zwei Gruppen (mindestens ein Länderspiel absolviert ja oder nein) ein und stelle für diese beiden die Streuung der geholten Punkte über dem Erwartungswert dar (Graphik 3).
Wiederum zeigt sich, dass die Trainer ohne Spielerkarriere sogar leicht besser abschneiden. Die Trainer, die Länderspiele absolvierten, kommen im Schnitt auf etwa 0,13 Punkte pro Spiel weniger als erwartet. Bei denen, die nie zu Teamehren kamen, liegt die Ausbeute bei 0,11 Punkten pro Spiel unter dem Erwartungswert - ein winziger und statistisch nicht signifikanter Unterschied. Der Median liegt bei denen ohne absolvierte Länderspiele bei 0, sie holten also, was man erwarten konnte. Bei denen mit Länderspielen liegt er wiederum darunter. In beiden Gruppen gibt es zudem zwei Ausreißer nach unten (dargestellt durch die einzelnen Punkte). Der Punkt rechts oben stellt wieder Peter Stöger dar.
Zusammenfassend kann also eindeutig gesagt werden, dass die Spielerkarriere für den Erfolg in der Karriere danach keine Rolle spielt. Das gilt sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Man kann ein guter Spieler gewesen sein und ein guter Trainer (Typ Guardiola), man kann das aber auch ohne Spielerkarriere erreichen (Typ Mourinho). Selbstverständlich kann man auch mit oder ohne Spielerkarriere ein schlechter Trainer sein, aber die bleiben meist auf der Strecke, wie das Beispiel der missglückten Amtszeit von Peter Zeidler bei RB Salzburg zeigt.
Natürlich ist diese kurze Analyse nicht erschöpfend. Sie behandelt "nur" 42 Trainer in der österreichischen Bundesliga, die zudem nur sechs Spiele tätig gewesen sein mussten, um in die Stichprobe aufgenommen zu werden. Mit mehr Spielen und mehr Trainern wären die Ergebnisse wahrscheinlich aussagekräftiger, aber das ist eben alles was ich habe. Zudem behandle ich nur einen Aspekt des Trainerberufs, nämlich sportlichen Erfolg in der Meisterschaft. Als Erfolg kann man natürlich auch einen attraktiven Spielstil, Cup-Titel oder den Einbau von Jugendspielern in die erste Mannschaft definieren. Mit derartigen Operationalisierungen sähen die Ergebnisse vielleicht auch anders aus.
Ein weit wichtigerer Einwand gegen die Ergebnisse ist jedoch, dass Trainer ohne Spielerkarriere darin sogar noch zu schlecht abschneiden. Das liegt an einem möglichen survival bias. Da Trainer in der Bundesliga bevorzugt angestellt werden, wenn sie eine halbwegs ordentliche Spielerkarriere im CV stehen haben, bekommen viele geeignete Kandidaten ohne Spielerkarriere gar keine Chance, ihre Fähigkeiten einzubringen, oder werden vorschnell wieder entlassen (wie Peter Hyballa). Zudem ist zu erwarten, dass in unteren Spielklassen ähnliche Mechanismen am Werk sind, sie also erst gar keine Chance haben, sich nach oben zu arbeiten. Sie sind also im Sample möglicherweise unterrepräsentiert. Was die Ergebnisse jedoch jedenfalls andeuten, ist, dass die Spielerkarriere eines Trainerkandidaten bei seiner Auswahl keine Rolle spielen sollte.
Graphik 1 |
Nun aber zu der Frage, ob diese Daten für den Erfolg einer Trainerkarriere überhaupt von Bedeutung sind. Zuerst analysiere ich die Ligaspiele und deren Einfluss auf den Erfolg als Trainer. In Graphik 2 plotte ich die absolvierten Ligaspiele auf der x-Achse und die über dem Erwartungswert geholten Punkte auf der y-Achse. Die dickere, gestrichelte Linie zeigt die Grenze an: Wer darüber liegt, holte mehr Punkte als erwartet; darunter liegen dementsprechend die Trainer, die eine schwächere Punkteausbeute als möglich gewesen wäre aufweisen. Dies trifft wie man sieht auf die meisten zu; nur zwölf der 42 weisen einen positiven Saldo auf.
Diejenigen, die über dieser Linie liegen, haben jedoch höchst unterschiedliche Spielerkarrieren hinter sich. Interessanterweise finden sich die beiden erfolgreichsten Trainer (Stöger und Gludovatz) an den jeweiligen Extremen der möglichen Spielerkarriere; Stöger hat über 500 Spiele in den Beinen, Gludovatz kein einziges. Von denen unter der gestrichelten Linie scheinen die meisten tendenziell eher mehr als weniger Spiele absolviert haben.
Graphik2 |
Die durchgehende Linie stellt die Regressionsgerade dar, also jene, die am wenigsten weit von allen Punkten entfernt ist. Sie sinkt leicht nach unten, was darauf hinweist, dass Trainer im Schnitt sogar schwächer abschneiden, je mehr Ligaspiele sie absolviert haben. Allerdings ist dieser Zusammenhang schwach ausgeprägt und statistisch nicht signifikant. Tatsächlich ist es also egal, wie viele Spiele ein Trainer als Spieler absolviert hat; es gibt keinen Zusammenhang mit seinem punktemäßigen Abschneiden als Chefcoach.
Aufgrund der schiefen Verteilung rechne ich bei den Länderspielen keinen linearen Zusammenhang, sondern beschränke mich auf ein Boxplot. Dafür teile ich die Trainer in zwei Gruppen (mindestens ein Länderspiel absolviert ja oder nein) ein und stelle für diese beiden die Streuung der geholten Punkte über dem Erwartungswert dar (Graphik 3).
Graphik 3 |
Wiederum zeigt sich, dass die Trainer ohne Spielerkarriere sogar leicht besser abschneiden. Die Trainer, die Länderspiele absolvierten, kommen im Schnitt auf etwa 0,13 Punkte pro Spiel weniger als erwartet. Bei denen, die nie zu Teamehren kamen, liegt die Ausbeute bei 0,11 Punkten pro Spiel unter dem Erwartungswert - ein winziger und statistisch nicht signifikanter Unterschied. Der Median liegt bei denen ohne absolvierte Länderspiele bei 0, sie holten also, was man erwarten konnte. Bei denen mit Länderspielen liegt er wiederum darunter. In beiden Gruppen gibt es zudem zwei Ausreißer nach unten (dargestellt durch die einzelnen Punkte). Der Punkt rechts oben stellt wieder Peter Stöger dar.
Zusammenfassend kann also eindeutig gesagt werden, dass die Spielerkarriere für den Erfolg in der Karriere danach keine Rolle spielt. Das gilt sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Man kann ein guter Spieler gewesen sein und ein guter Trainer (Typ Guardiola), man kann das aber auch ohne Spielerkarriere erreichen (Typ Mourinho). Selbstverständlich kann man auch mit oder ohne Spielerkarriere ein schlechter Trainer sein, aber die bleiben meist auf der Strecke, wie das Beispiel der missglückten Amtszeit von Peter Zeidler bei RB Salzburg zeigt.
Natürlich ist diese kurze Analyse nicht erschöpfend. Sie behandelt "nur" 42 Trainer in der österreichischen Bundesliga, die zudem nur sechs Spiele tätig gewesen sein mussten, um in die Stichprobe aufgenommen zu werden. Mit mehr Spielen und mehr Trainern wären die Ergebnisse wahrscheinlich aussagekräftiger, aber das ist eben alles was ich habe. Zudem behandle ich nur einen Aspekt des Trainerberufs, nämlich sportlichen Erfolg in der Meisterschaft. Als Erfolg kann man natürlich auch einen attraktiven Spielstil, Cup-Titel oder den Einbau von Jugendspielern in die erste Mannschaft definieren. Mit derartigen Operationalisierungen sähen die Ergebnisse vielleicht auch anders aus.
Ein weit wichtigerer Einwand gegen die Ergebnisse ist jedoch, dass Trainer ohne Spielerkarriere darin sogar noch zu schlecht abschneiden. Das liegt an einem möglichen survival bias. Da Trainer in der Bundesliga bevorzugt angestellt werden, wenn sie eine halbwegs ordentliche Spielerkarriere im CV stehen haben, bekommen viele geeignete Kandidaten ohne Spielerkarriere gar keine Chance, ihre Fähigkeiten einzubringen, oder werden vorschnell wieder entlassen (wie Peter Hyballa). Zudem ist zu erwarten, dass in unteren Spielklassen ähnliche Mechanismen am Werk sind, sie also erst gar keine Chance haben, sich nach oben zu arbeiten. Sie sind also im Sample möglicherweise unterrepräsentiert. Was die Ergebnisse jedoch jedenfalls andeuten, ist, dass die Spielerkarriere eines Trainerkandidaten bei seiner Auswahl keine Rolle spielen sollte.
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