Der letzte Tabellenplatz sei ausschlaggebend gewesen für den Trainerwechsel,
sagte WAC-Präsident Riegler zu dessen Gründen. Man habe nicht so schlecht gespielt, letztlich aber die Ergebnisse nicht eingefahren und deshalb auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Das Ruder herumzureißen und wieder bessere Ergebnisse einzufahren, traute man Coach Kühbauer nicht mehr zu, weshalb er durch Heimo Pfeifenberger ersetzt wurde. Diese Entscheidung scheint durch den klaren Sieg bestätigt zu werden. Was allerdings nach Trainereffekt aussieht, ist vielmehr ein typisches Beispiel der
Regression zur Mitte, gleichermaßen für Wolfsberg wie für die Admira. Wie einige Zahlen zeigen, waren die Ergebnisse der Kärntner schlechter, als sie aufgrund der gezeigten Leistungen sein sollten, holte die Admira weit mehr Punkte als man aufgrund ihrer Leistungsdaten erwarten sollte. Solche Glücks- oder Pechsträhnen tendieren dazu, nicht besonders nachhaltig zu sein und nach einiger Zeit wieder zu enden, wonach sich die Ergebnisse wieder im Bereich ansiedeln.
Die erste Graphik zeigt die Teams der Liga gemäß ihrer bisherigen Schussstatistiken. Schüsse und ihre Qualität sind einer der wichtigsten Prädikatoren zukünftiger Leistungen, weshalb diese Analyse am meisten über das bisherige Leistungsniveau der Klubs, unabhängig von Toren und Punkten, aussagen kann. Das linke Diagramm vergleicht alle abgegebenen und zugelassenen Schüsse der zehn Vereine, während das rechte nur diejenigen aus der Gefahrenzone (bis zur
Strafraumlinie verlängerter Fünfmeterraum) berücksichtigt, die eine weit höhere Wahrscheinlichkeit haben, im Tor zu landen, und deshalb besonders wertvoll sind (siehe auch mein letztmonatiger Beitrag zum Thema
Schusslokalisierung, in dem ich übrigens bereits einmal den Klassenerhalt des WAC prophezeite). Berücksichtigt wurden nur die ersten 16 Runden der Liga (also vor dem Trainerwechsel). Die vertikalen und horizontalen Linien zeigen ligaweite Durchschnittswerte an, die Daten des WAC sind jeweils rot hervorgehoben.
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Graphik 1 |
Bei allen abgegeben Schüssen ist Wolfsberg ein ziemlicher Mittelständer. Man gibt knapp unterdurchschnittlich viele Schüsse ab, lässt allerdings auch weniger zu als das durchschnittliche Bundesligateam. Aus der linken Graphik lässt sich ablesen, dass der WAC bislang in etwa am fünftbesten spielte. Bei den Schüssen aus der Gefahrenzone ist der Befund etwas differenzierter. Hier zeigt Wolfsberg unter Kühbauer vor allem defensive Schwächen und lässt die viertmeisten Schüsse zu. Allerdings war man auch in dieser Hinsicht offensiv stark und liegt über dem Ligaschnitt. Es zeigt sich also, dass Wolfsberg keinesfalls das schlechteste Team der Liga ist, also zu Unrecht am Tabellenende steht. Natürlich ist Fußball generell ein ungerechter Sport, allerdings sind noch genug Spiele zu absolvieren, in denen die Ergebnisse sich weiter den Leistungen anpassen können.
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Graphik 2 |
Dennoch steht der WAC hinten drinnen und rittert gegen den Abstieg, der wohl auch die Admira, Grödig und Altach bedroht (Mattersburg wird es dieses und nächstes Jahr nicht erwischen, wenn das
bisherige Muster der Aufsteiger anhält). Wie performte das Team allerdings im Vergleich mit den direkten Konkurrenten während Kühbauers Amtszeit? Es könnte ja sein, dass auch die Konkurrenz hauptsächlich unter den eigenen Möglichkeiten spielte und Wolfsbergs "Vorteil"dementsprechend keiner wäre. Die Antwort darauf geben die Graphiken 2 und 3. Diese zeigen den Längsschnittsverlauf der beiden Leistungsindikatoren STR und TSR der vier am Abstiegskampf beteiligten Klubs, jeweils in den Vereinsfarben. In beiden Fällen zeigt sich, dass der WAC von den vier Teams ab Runde sechs, also sobald die Daten eine gewisse Aussagekraft haben, immer das beste oder zweitbeste Team war. Bei der TSR lag man sogar als einziges Team knapp im positiven Bereich. Es ist auch bei beiden kein klarer Trend nach oben oder unten zu beobachten, die Leistungen der Lavanttaler stagnierten also weitgehend nach Runde neun. Die Unterschiede zwischen den Teams sind zwar auf den ersten Blick marginal, können im Laufe des Abstiegskampfes, in dem einzelne Tore meisterschaftsentscheidende Bedeutung haben können, große Auswirkungen haben.
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Graphik 3 |
Warum also lag und liegt der WAC also ganz unten in der Tabelle? Diese Frage beantwortet Graphik 4. Sie zeigt den zeitlichen Verlauf des PDO-Werts der Kärntner. Er liegt während der ganzen Saison konstant und relativ weit unter 1 (bzw. 1000), also schlechter als der Ligaschnitt. Dies zeigt an, dass die Anzahl an eigenen Schüssen, die ins Tor gehen, niedriger ist als die der gegnerischen. Ob das an Pech oder Zufall liegt oder eher tiefergehende Ursachen hat, kann nicht abschließend gesagt werden. Die Tatsache, dass Wolfsberg allerdings ganz gute Torchancen herausspielt, wie Graphik 1 zeigt, und nicht allzu viele davon zulässt, weist jedoch durchaus darauf hin, dass bei der Entstehung der bisherigen Ergebnisse Pech eine durchaus nicht vernachlässigbare Rolle gespielt hat. Diese Rolle wird mit der steigenden Anzahl der Spiele schrumpfen, was zwar nicht heißt, dass ein Abstieg der Kärntner unmöglich ist, aber doch weit weniger unausweichlich, als man den Äußerungen des Präsidenten glauben könnte.
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Graphik 4 |
Wolfsberg wäre in der Tabelle wohl wieder nach oben geklettert, ob mit oder ohne Trainerwechsel. Die Schussdaten der Kärntner sind zu stark, als dass sie die gesamte Ligasaison hindurch gegen den Abstieg spielen müssten. Umgekehrt stehen Grödig und der Admira noch schwere Zeiten bevor. Wie allerdings Didi Kühbauer nicht allzu viel Anteil am letztjährigen Höhenflug des WAC hatte (damals stand man beispielsweise bei einem PDO von 1150, nachdem man in Runde 8 die Tabellenführung übernommen hatte), so kann man ihm auch den Negativlauf bis zu seiner Entlassung nicht besonders vorwerfen. Er wurde also für Dinge gefeuert, die weitgehend außerhalb seines Einflussbereiches waren. Und das ist tatsächlich ein Problem.
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