Neu in der Liga
Nur ein Bundesligasieg in den letzten zwei Monaten, in den letzten sechs Partien nur fünf Punkte geholt. Dazu der Rückfall in der Tabelle von Rang drei auf Rang sechs, nur einen Punkt vor Rang acht. Obwohl der Blick nach unten aufgrund der schwachen Konkurrenz nicht dringlich erscheint, kann man doch davon ausgehen, dass der LASK sportlich auf der Stelle tritt. Dazu zeigt der Trend was Leistungen und Ergebnisse anbelangt nach unten.
Nachdem er letztes Jahr noch durchwegs auf ein System mit Viererabwehr gesetzt hatte, stellte Trainer Oliver Glasner in der Sommervorbereitung konsequent auf eine Dreierkette um, womit er in Ried schon gute Erfahrungen gemacht hat. In dieser Saison ist der LASK damit das einzige Team, das jedes Spiel mit drei zentralen Verteidigern begann. Der Plan, damit erst einmal in der neuen Liga die Defensive zu stabilisieren und sich offensiv weitgehend auf die Stärke bei Standardsituationen zu verlassen, ging vorübergehend auch gut auf. Nach fünf Spielen hatte der LASK gemeinsam mit Salzburg die wenigsten Gegentore zugelassen und lag in der Tabelle auf einem Europacupplatz. Seither bröckelte der Lack jedoch etwas ab und man läuft Gefahr, angesichts der (mit Ausnahme von St. Pölten) durchaus stärkeren Gegner vor der Länderspielpause den Anschluss an das Tabellenmittelfeld weiter zu verlieren.
Graphik 1 |
Die Gegner scheinen sich auf den LASK und seine Spielweise eingestellt zu haben, was sich in schwächeren Werten was Leistungen und Resultate betrifft niederschlägt (siehe Graphik 1). Während man in den ersten fünf Saisonspielen noch viermal auf mehr als ein xG kam (ohne Elfmeter), war diese seit der sechsten Runde kein einziges Mal mehr der Fall. Auf der Gegenseite ließ man zu Saisonbeginn lediglich in einem von fünf Spielen mehr als ein xG zu, seit Runde sechs hingegen blieb man nur einmal unter diesem Wert. Dementsprechend war die Differenz nach der fünften Runde auch nur in einem Spiel positiv, nämlich in Runde neun gegen Mattersburg. Sonst waren die matten Resultate durchaus ein Widerspiegeln im Vergleich dürftiger Leistungen.
Offensive Flaute
Dazu kommt, dass die offensiv produktivsten Spieler (derzeit) nur wenig zum Einsatz kommen; der leider längerfristig verletzte Rajko Rep ist sowohl absolut (an 3,27 xG beteiligt) als auch auf Einsatzzeit gerechnet (0,68 xG-Beteiligungen pro 90 Einsatzminuten) der offensiv gefährlichste Spieler der Schwarz-Weißen. Mit den gut vier Schüssen, an denen er pro 90 Minuten direkt beteiligt ist, liegt er ligaweit auf Rang 11 (nur Spieler mit mindestens 200 Einsatzminuten wurden gerechnet).
Die nächstbeiden gefährlichsten Spieler Alexander Riemann und Marko Raguz haben jeweils nur etwa ein Fünftel der möglichen Spielzeit absolviert und standen beide lediglich einmal in der Anfangsformation, haben also grundsätzlich Schwierigkeiten, in die Mannschaft zu finden.
Sonst steht und fällt offensiv viel mit René Gartler, der jedoch mit seinen bald 32 Jahren wahrscheinlich schon über dem Leistungszenit ist und noch dazu häufig falsch eingesetzt wird. Zwar kommt er recht häufig in der Gefahrenzone zentral im Strafraum zum Abschluss (acht von zwölf Abschlüssen), wird jedoch zu häufig hoch angespielt. Er gab gut 40% seiner Schüsse mit dem Kopf ab, was unter den Spielern mit 12 abgegebenen Schüssen in dieser Saison nur von den Mattersburgern Maierhofer und Jano sowie dem Wolfsberger Topcagic erreicht wird. Zwar ist Kopfballstärke durchaus, vor allem in Hinblick auf die Standardsituationen, eine wichtige Waffe, und der LASK führt die Wertung der Kopfballtreffer mit deren vier gemeinsam mit Mattersburg und Rapid auch an. Man sollte allerdings aufgrund der geringeren Erfolgsaussichten eines Kopfballs gegenüber einem Schuss mit dem Fuß doch nicht zu exzessiv darauf setzen. So verwundert der recht geringe xG-Wert für einen Stürmer (gut 2 xG-Beteiligungen in der gesamten Einsatzzeit) nicht. Dazu kommen bei Gartler neben den ausbaufähigen eigenen Schüssen die wenigen Torschussvorlagen. Nur drei Mal führte ein Pass von ihm direkt zu einem Torschuss, und diese waren allesamt Fernschüsse mit niedriger Erfolgswahrscheinlichkeit. Von den Mittelstürmern mit über 500 Einsatzminuten hat lediglich Roope Riski von St. Pölten weniger Schüsse direkt aufgelegt.
Positiv hervorzuheben ist der hohe Wert Peter Michorls, was xG-Beteiligungen betrifft. Mit insgesamt 3,1 erwarteten Toren muss er sich in dieser Kategorie auf seiner Position nur Spielern wie Stefan Schwab und Peter Zulj geschlagen geben.
Dafür, dass der LASK konstant auf eine Dreierkette setzt, die Außenverteidiger also generell im Spiel nach vorne mehr abgesichert sind, ist ihre offensive Kontribution zudem niedrig. Sie leisten pro 90 Einsatzminuten 0,59 Torschussvorlagen, was in der Liga nur von jenen Mattersburgs unterbunden wird. Sie versuchen es zwar häufig mit Hereingaben (mit 2,5 Flanken pro 90 Minuten sind sie die drittfleißigsten Außenverteidiger in der Liga), allerdings dürften diese oft nicht besonders brauchbar sein für erfolgreiche Folgeaktionen. Dazu kommt, dass sie selbst durchaus häufig den Abschluss suchen (mit 0,77 Schüssen pro 90 Minuten am dritthäufigsten), mit diesen Versuchen die gegnerischen Torhüter jedoch nur selten vor Probleme stellen. 76 Prozent ihrer Schüsse werden geblockt oder landen neben dem Tor, was ligaweit wiederum der dritthöchste Wert ist.
Der LASK ist offensiv eine der gefährlichsten Mannschaften der Liga, was Standards anbelangt (siehe Graphik 2). Die sieben bislang nach ruhenden Bällen erzielten Tore werden nur von der Wiener Austria und Mattersburg erreicht. Der Anteil der Standardtore an allen erzielten Tore ist bei den Schwarz-Weißen der mit Abstand höchste (knapp 54%, sonst kommt kein Team auf mehr als ein Drittel). Bei dieser Stärke gibt es jedoch zwei Probleme: Erstens ist die Mannschaft auch defensiv oft in Standardtore verwickelt, und zweitens nimmt auch das Ausmaß des Vorteils seit Saisonbeginn ab.
Die Linzer kassierten ihrerseits bereits sechs Gegentore nach Standardsituationen, was ein unterdurchschnittlicher Wert ist. Lediglich Mattersburg ist mit sieben derart erhaltenen Toren noch schwächer unterwegs. Auch der Anteil ist vergleichsweise hoch (42,9% ) und wird wiederum nur von Mattersburg unterboten. Hier ist also definitiv Verbesserungsbedarf gegeben.
Zudem nimmt die Stärke bei eigenen Standards in der Offensive im Lauf der Saison immer mehr ab. Wurden noch fünf der sechs Tore in den ersten fünf Runden auf diese Weise erzielt, gelang dies seither nur noch zweimal. Das ist zwar einerseits positiv zu deuten, da die Abhängigkeit von erfolgreichen Standards früh in der Saison schon besorgniserregende Ausmaße annahm, zeigt aber andererseits auch, dass die Spielweise der Linzer mit der Zeit immer besser entschlüsselt wurde.
Zudem scheinen sich auch die Gegner generell besser auf die hohen Zuspiele in die Gefahrenzone eingestellt haben; während sich die Stahlstädter in den ersten fünf Runden noch 0,43 xG per Kopf pro Spiel erarbeiteten, wurde dieser Wert in den folgenden sechs Partien beinahe halbiert (auf 0,28). Alle vier Kopfballtreffer der bisherigen Saison gelangen dem Aufsteiger in den ersten drei Runden. Dennoch flanken die Linzer weiter munter darauf los; der Schnitt hat sich bei etwa 17 Flanken pro Spiel eingependelt. Die 4,49 Flanken pro 100 gespielten Pässen sind zudem der dritthöchste Wert der Liga, hinter den ebenfalls sehr auf physisch präsente Stürmer, die mit hohen Bällen von der Seite ins Spiel gebracht werden sollen, setzenden Teams Wolfsberg und Mattersburg. Gerade im Vergleich zu letzterem Team hat der LASK allerdings einen deutlichen Größennachteil. Die drei Mittelstürmer der Burgenländer (Maierhofer, Bürger und Prevljak) sind im Durchschnitt über sieben Zentimeter größer als die der Oberösterreicher (Gartler, Berisha und Raguz). Da verwundert es kaum, dass die Linzer Stürmer auch weit weniger Luftzweikämpfe gewinnen (38%) als die Mattersburger (56%). Auch in dieser Hinsicht wäre also eine Strategieadaptierung anzudenken.
Standards
Der LASK ist offensiv eine der gefährlichsten Mannschaften der Liga, was Standards anbelangt (siehe Graphik 2). Die sieben bislang nach ruhenden Bällen erzielten Tore werden nur von der Wiener Austria und Mattersburg erreicht. Der Anteil der Standardtore an allen erzielten Tore ist bei den Schwarz-Weißen der mit Abstand höchste (knapp 54%, sonst kommt kein Team auf mehr als ein Drittel). Bei dieser Stärke gibt es jedoch zwei Probleme: Erstens ist die Mannschaft auch defensiv oft in Standardtore verwickelt, und zweitens nimmt auch das Ausmaß des Vorteils seit Saisonbeginn ab.
Die Linzer kassierten ihrerseits bereits sechs Gegentore nach Standardsituationen, was ein unterdurchschnittlicher Wert ist. Lediglich Mattersburg ist mit sieben derart erhaltenen Toren noch schwächer unterwegs. Auch der Anteil ist vergleichsweise hoch (42,9% ) und wird wiederum nur von Mattersburg unterboten. Hier ist also definitiv Verbesserungsbedarf gegeben.
Graphik 2 |
Zudem nimmt die Stärke bei eigenen Standards in der Offensive im Lauf der Saison immer mehr ab. Wurden noch fünf der sechs Tore in den ersten fünf Runden auf diese Weise erzielt, gelang dies seither nur noch zweimal. Das ist zwar einerseits positiv zu deuten, da die Abhängigkeit von erfolgreichen Standards früh in der Saison schon besorgniserregende Ausmaße annahm, zeigt aber andererseits auch, dass die Spielweise der Linzer mit der Zeit immer besser entschlüsselt wurde.
Zudem scheinen sich auch die Gegner generell besser auf die hohen Zuspiele in die Gefahrenzone eingestellt haben; während sich die Stahlstädter in den ersten fünf Runden noch 0,43 xG per Kopf pro Spiel erarbeiteten, wurde dieser Wert in den folgenden sechs Partien beinahe halbiert (auf 0,28). Alle vier Kopfballtreffer der bisherigen Saison gelangen dem Aufsteiger in den ersten drei Runden. Dennoch flanken die Linzer weiter munter darauf los; der Schnitt hat sich bei etwa 17 Flanken pro Spiel eingependelt. Die 4,49 Flanken pro 100 gespielten Pässen sind zudem der dritthöchste Wert der Liga, hinter den ebenfalls sehr auf physisch präsente Stürmer, die mit hohen Bällen von der Seite ins Spiel gebracht werden sollen, setzenden Teams Wolfsberg und Mattersburg. Gerade im Vergleich zu letzterem Team hat der LASK allerdings einen deutlichen Größennachteil. Die drei Mittelstürmer der Burgenländer (Maierhofer, Bürger und Prevljak) sind im Durchschnitt über sieben Zentimeter größer als die der Oberösterreicher (Gartler, Berisha und Raguz). Da verwundert es kaum, dass die Linzer Stürmer auch weit weniger Luftzweikämpfe gewinnen (38%) als die Mattersburger (56%). Auch in dieser Hinsicht wäre also eine Strategieadaptierung anzudenken.
Pressing und Umschaltspiel
Generell spielt der LASK durchaus passables Pressing, die Sozialisierung des Linzer Trainers in der Red Bull Fußballschule scheint zu wirken. Mit Ausnahme der Salzburger lässt kein Team der Liga eine niedrigere gegnerische Passquote zu als die Linzer (70,1%). Dies lässt auf durchaus funktionierende Mechanismen schließen. Was die Pressingintensität (eigene Defensivaktionen pro Minute gegnerischer Ballbesitz) anbelangt, sind die Linzer jedoch nur unterdurchschnittlich (1,28; weniger aktiv im Pressing sind nur St. Pölten, Wolfsberg und die Wiener Austria). Die Glasner-Elf setzt also prinzipiell eher auf Verschieben und Anlaufen, um den gegnerischen Spielaufbau zu unterbinden, denn auf direkten Gegnerkontakt. Dazu passt auch die vergleichsweise geringe Mengen an Fouls (die drittwenigsten der Liga) und gelben Karten (die zweitwenigsten), mit denen die Linzer auskommen.
Dies hat jedoch seinen Preis, vor allem im eigenen Verteidigungsdrittel. Zwar lässt der LASK nicht allzu viele Torschüsse (136, die fünftwenigsten der Liga) und xG (15,9 gegenüber 14 Gegentoren) zu. Von den Torschüssen, die den Gegnern dann gewährt werden, kann man jedoch nur knapp jeden fünften (18,4%) blocken, der niedrigste Wert der Liga. Demgegenüber landen 71,3% davon am oder im Tor von Pavao Pervan, der höchste Wert aller Teams. Eine frühere aktive Verteidigung, was insbesondere auch eine verstärkte Einbindung der Mittelstürmer im Spiel gegen den Ball beinhaltet, wäre ein weiterer Schritt, um die Mannschaft auf einem höheren Level zu stabilisieren. Man hätte aufgrund der höher eroberten Bälle weniger Notwendigkeit, gegnerische Schüsse zu verteidigen und dafür die Möglichkeit, selbst schneller zum Abschluss zu kommen. Dadurch könnte man selbst mehr Chancen kreieren, ohne notwendigerweise den derzeit einseitigen eigenen Spielaufbau (kein Team spielte bislang mehr lange Pässe als die Linzer) massiv trainieren und umstellen zu müssen.
Graphik 3 |
Dazu muss jedoch auch das eigene Umschaltspiel verbessert werden. Kein Team schaltet derzeit in der Liga so langsam um von Defensive auf Offensive wie der LASK (siehe Graphik 3). Pro Torschuss spielt man etwa 38 Pässe, was mit Abstand Rang 1 in dieser Wertung bedeutet. Dies ist umso bedenklicher, als die Linzer wie wir gesehen generell auf Direktspiel setzt, wie der hohe Anteil an langen Pässen (24%) zeigt. So liegen hinter den Schwarz-Weißen auch die beiden Wiener Klubs, die weit mehr auf Ballbesitzspiel setzen und dementsprechend logischerweise in der Wertung eher weit vorne zu erwarten sind. Für eine Umschaltmannschaft spielt der LASK zugespitzt gesagt also zu wenig beziehungsweise zu langsamen Umschaltfußball. Dazu passt, dass man mit bisher lediglich zwei Kontertoren nur um eines mehr als das Schlusslicht dieses Rankings (Altach) erzielt hat. Wer es nicht probiert, kann auch nicht treffen.
Fazit
Natürlich ist die Saison, die der LASK bislang spielt, nicht komplett übel und er wird auch keineswegs Gefahr laufen, beispielsweise in Abstiegsnöte zu geraten. Dafür ist die Lücke zum einzigen wirklichen Abstiegskandidaten zu groß. Allerdings kann man von einem Team mit einem relativ teuren Kader (fünfthöchster Durchschnittsmarktwert, also best of the rest nach den großen Vier) und dem Bonus, den die Aufsteiger der letzten Jahre meist hatten, doch mehr erwarten als "nur" eine sorgenfreie Saison zu spielen. Wie diese Zeilen zeigen, gibt es durchaus konkrete Anhaltspunkte, wie das Spiel der Linzer verbessert werden kann; ein Weggehen von der offensiven Abhängigkeit von Standardsituationen (idealerweise ohne die Gefährlichkeit dabei zu verlieren), mehr strategische Variabilität und Verbesserung des Umschalt- und Kontersspiels sowie höheres und aktiveres Verteidigen könnten dabei helfen, die Linzer auf die nächste Stufe zu hieven.
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