Warum der Wolfsberger Höhenflug nicht zufällig ist
1. Einleitung
Einen Tag, nachdem das Transferfenster endgültig geschlossen
hat, ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und die österreichischen Bundesligisten und ihre Transferpolitik miteinander zu vergleichen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Abgänge gelegt, da deren Bedeutung in der Vergangenheit leichter zu messen als die zukünftige Wichtigkeit der Neuzugänge, vor allem, wenn es sich bei letzteren um Perspektivspieler handelt, die erst mittel- bis langfristig von Bedeutung sein könnten.
Die Bedeutung eines Spielers wird dabei anhand der in der letzten Bundesligasaison absolvierten Einsatzminuten gemessen. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass es sowohl für die verschiedenen Vereine als auch über unterschiedliche Positionen vergleichbar ist. Wenn beispielsweise Tore oder Assists als Parameter herangezogen würden, wäre die Messung wahrscheinlich zugunsten der Offensivspieler verzerrt, außerdem würden sich substantielle Unterschiede zwischen Teams mit vielen und wenig erzielten Toren ergeben. Ein Team, das viele Offensivspieler, aber kaum Defensivspieler abgegeben hat, und vielleicht noch relativ wenige Tore selbst erzielt hat, würde in der Rangliste also weit oben erscheinen, obwohl vielleicht der tatsächliche Spielerschwund ein vergleichsweise niedrigeres Maß erreicht.
Auf der anderen Seite hat das Vorgehen natürlich auch Nachteile. Einerseits kann Einsatzzeit wirklich nur als Proxy für Qualität angesehen werden; es ist durchaus denkbar, dass Spieler trotz mangelnder Qualität, aufgrund geringer Konkurrenz im Kader eingesetzt werden. Andererseits "bestraft" dieses Vorgehen auch Spieler, die aufgrund anderer Faktoren wenig zum Einsatz kommen. Verletzungspech, Sperren, aber auch etwaige Zerwürfnisse mit dem Trainer beispielsweise könnten also auch die Einsatzzeit nach unten drücken. Dennoch wird das Verfahren als das verlässlichste und nützlichste angesehen und deshalb verwendet. Datenquelle für die Analysen ist das Onlineportal Transfermarkt.
Auf der anderen Seite hat das Vorgehen natürlich auch Nachteile. Einerseits kann Einsatzzeit wirklich nur als Proxy für Qualität angesehen werden; es ist durchaus denkbar, dass Spieler trotz mangelnder Qualität, aufgrund geringer Konkurrenz im Kader eingesetzt werden. Andererseits "bestraft" dieses Vorgehen auch Spieler, die aufgrund anderer Faktoren wenig zum Einsatz kommen. Verletzungspech, Sperren, aber auch etwaige Zerwürfnisse mit dem Trainer beispielsweise könnten also auch die Einsatzzeit nach unten drücken. Dennoch wird das Verfahren als das verlässlichste und nützlichste angesehen und deshalb verwendet. Datenquelle für die Analysen ist das Onlineportal Transfermarkt.
2. Aderlass
Die erste Graphik zeigt für jeden derzeitigen Bundesligaverein die zehn Feldspieler mit den meisten Einsatzminuten. Bei manchen der Klubs kann man dabei durchaus die Stammelf erkennen (etwa bei Salzburg und Sturm), bei anderen hingegen weniger (bei Grödig etwa stehen, auch aufgrund des herbstlichen Wettskandals, überdurchschnittlich viele Offensivspieler in der Liste). Zu beachten ist, dass in dieser Liste auch einige Spieler, die ihren Verein bereits letzten Winter verlassen haben, berücksichtigt sind. Im weiteren Verlauf dieses Beitrags ist dies nicht der Fall.
Graphik 1
Die Namen jener Spieler, die den Verein mittlerweile verlassen haben, sind in der Liste durchgestrichen. Hierbei zeigen sich bereits interessante Unterschiede. Während manche Klubs wie Altach (einen) und die Admira (zwei) kaum Stammspieler verloren, ist bei anderen Klubs (vor allem Ried und Wr. Neustadt) die halbe Stammelf abhanden gekommen. Auffällig ist, dass auch die beiden derzeit führenden Teams der Tabelle nur sehr wenige Stammspieler verloren.
In Graphik 2 werden alle Abgänge der jeweiligen Klubs angeführt (Torhüter ausgenommen). Hierbei zeigt sich auch, dass die absolute Anzahl an Abgängen nicht unbedingt sehr aussagekräftig ist. So haben beispielsweise die Admira und Altach sowie Rapid und Grödig gleich viele Abgänge zu verkraften, die Bedeutung der Abgänge für das Team ist jedoch als durchaus unterschiedlich anzusehen. Während Rapid, Sturm und Ried doch größere Umbrüche im Sommer vornahmen, konnten Salzburg, Wolfsberg und Aufsteiger Altach die meisten ihrer wichtigen Spieler halten. Die sonstigen Teams befinden sich etwa auf Augenhöhe, außerhalb der Standardabweichung vom Mittelwert befinden sich nur Wolfsberg, Ried und Sturm.
In Graphik 2 werden alle Abgänge der jeweiligen Klubs angeführt (Torhüter ausgenommen). Hierbei zeigt sich auch, dass die absolute Anzahl an Abgängen nicht unbedingt sehr aussagekräftig ist. So haben beispielsweise die Admira und Altach sowie Rapid und Grödig gleich viele Abgänge zu verkraften, die Bedeutung der Abgänge für das Team ist jedoch als durchaus unterschiedlich anzusehen. Während Rapid, Sturm und Ried doch größere Umbrüche im Sommer vornahmen, konnten Salzburg, Wolfsberg und Aufsteiger Altach die meisten ihrer wichtigen Spieler halten. Die sonstigen Teams befinden sich etwa auf Augenhöhe, außerhalb der Standardabweichung vom Mittelwert befinden sich nur Wolfsberg, Ried und Sturm.
Graphik 2
Einer der Gründe für den derzeitigen Höhenflug des WAC ist sicherlich die Transferpolitik. Man hat zwar im Vergleich relativ viele Spieler abgegeben, den großen Umbruch hatte man jedoch bereits im Winter eingeleitet und jetzt im Sommer nur weiterführen müssen. Daher kommen die Neuzugänge in ein funktionierendes Kollektiv, was die Integration erleichtert und ihnen schnell gute Leistungen ermöglichte.
Dieser Zusammenhang zwischen dem Halten der Stammspieler (also einem niedrigen Wert bei der durchschnittlich absolvierten Einsatzminuten der Abgänge) und der bisherigen Leistung lässt sich auch statistisch nachweisen. Graphik 3 zeigt, dass die Beziehungen zwischen beiden Variablen erstaunlich linear ist und trotz der geringen Fallzahl statstisch hoch signifikant. Je höher die Einsatzzeit der Abgänge, desto schwerer tun sich die Teams in der laufenden Saison, zu punkten.
Wolfsberg ist dabei farblich hervorgehoben. Neben wenigen Abgängen von Schlüsselspielern konnte man die Kaderqualität durch bundesligaerfahrene Neuzugänge erhöhen (siehe unten), was mit den derzeitigen Höhenflug erklärt. Lediglich Salzburg (in der Graphik auf horizontaler Ebene mit Wolfsberg) ist bei diesem linearen Zusammenhang ein relativ markanter Ausreißer; man müsste eigentlich deutlich weniger Punkte haben, wenn man den allgemeinen Trend anwenden würde. Allerdings ist dies wohl vor allem dadurch zu erklären, dass Salzburger Neuzugänge eben qualititv sehr hochwertig sind und deshalb die entstehenden Lücken leichter schließen können. Dazu kommt, dass der Abgang von Sadio Mané zwar bereits in das Ergebnis miteinfloss, er allerdings naturgemäß bei allen bisherigen Punktspielen außer dem letzten noch dabei war und seinen Beitrag leistete. Ebenso ist auch denkbar, dass die späten Abgänge der Stammspieler Thorsten Schick (Admira) und Thomas Pichlmann (Wr. Neustadt) die Werte ihrer jeweiligen Teams etwas verzerren.
Graphik 3
Als Fazit lässt sich allerdings durchaus festhalten, dass sich eine weitsichtige Transferpolitik, die bereits im Winter möglichst viele Weichen in Richtung Sommertransferfenster legt, auf längere Sicht hin auf jeden Fall auszahlt. Auch wenn zum jetztigen Zeitpunkt nicht vorhergesagt werden kann, wie lange der Wolfsberger Höhenflug noch andauern wird und er sicherlich auch das Beiprodukt der derzeitigen Schwäche vieler etablierter Teams ist, ist er sicher auch nicht nur durch Zufall entstanden.
3. Verjüngung
Transfers dienen nicht nur der Stärkung des Kaders, sondern vor allem in einer sich als Ausbildungsliga definierenden Spielklasse wie der österreichischen Bundesliga auch, abgehende gestandene Spieler durch junge, talentierte zu ersetzen. Zumindest sollte dies der Anspruch sein, und Graphik 4 zeigt auch, dass es bei allen Bundesligisten so ist. Mit Ausnahme von Aufsteiger Altach, der in der laufenden Saison naturgemäß etwas andere Prioritäten bei der Kaderzusammenstellung hat, haben bei allen Bundesligisten die Neuzugänge ein niedrigeres Durchschnittsalter als die Abgänge.
Graphik 4
Dabei muss bedacht werden, dass bei Neuzugängen auch beispielsweise zurückgekehrte Leihspieler mitgerechnet sind, die wenn sie in der ersten Mannschaft nicht zum Zug kommen, das Ergebnis etwas verzerren könnten.
Auch in dieser Hinsicht liegt der Wolfsberger AC ganz vorne. Seine Neuzugänge haben das höchste Durchschnittsalter aller Bundesligisten, jeder von ihnen hatte bereits Erstligaerfahrung gesammelt. Dementsprechend ist die Altersdifferenz zwischen beiden Gruppen bei ihm auch am geringsten. Dazu ist man neben Grödig das einzige Team, das keinen Spieler aus der eigenen Reservemannschaft hochgezogen hat.
Die am stärksten verjüngenden Teams hingegen sind Ried, Sturm und Salzburg, was im Zusammenhang mit dem hohen Aderlass (Graphik 2) auch die sportlichen Probleme im Sinne niedriger Punktezahlen bei den beiden letzteren Vereinen erklären kann, wobei hinzugefügt werden muss, dass Sturm durch den Sieg in Salzburg natürlich punktemäßig nicht mehr allzu schlecht dasteht. Bei Ried hingegen scheint die "Talfahrt" von bereits sechs sieglosen Spielen einer nur logische Konsequenz von hohem Aderlass, Verjüngung und Umkrempelung der Spielphilosophie zu sein, könnte sich hingegen langfristig als Vorteil herausstellen, wenn die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind. Wie es zum Beispiel derzeit beim WAC der Fall ist.
Anmerkung: Graphiken zum Vergrößern anklicken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen