Inspiriert von einem ähnlichen Ansatz auf Zonalmarking, stellte ich mir die Frage, ob vielleicht ein Zusammenhang besteht zwischen der Anzahl der erzielten Tore in der heimischen Liga und ihren Leistungen auf internationalem Parkett. Der Autor auf Zonalmarking argumentiert, dass englische Teams in internationalen Klubbewerben besser abschnitten, wenn in der heimischen Premier League weniger Tore fielen.
Aufgrund der in der abgelaufenen Saison feststellbar niedrigen Toranzahl in der österreichischen Liga soll in der Folge untersucht werden, ob hier ein ähnlicher Zusammenhang feststellbar ist.
Es werden also zwei Variablen gekreuzt: die durchschnittliche Anzahl der Tore pro Spiel und die Leistung der österreichischen Vereine in internationalen Bewerben. Diese wird mittels der Punkte, die pro Saison für die UEFA-Fünfjahreswertung gesammelt wurden, ermittelt. Entnommen wurden diese Daten der exzellenten Homepage von Bert Kassies. Der untersuchte Zeitraum sind die letzten zehn Spielzeiten, also von 2002/03 bis 2011/12.
Graphik 1 zeigt separat die durchschnittliche Anzahl der erzielten Tore (gelb, auf der rechten y-Achse) sowie die jeweils erreichten Punkte (blau, auf der linken y-Achse). Festzustellen sind einige Dinge:
- Der Torschnitt bewegte sich lange auf ziemlich gleichbleibendem Niveau.
- In der Saison 2008/09 schoss er plötzlich nach oben, um seitdem stetig zu sinken.
- In der abgelaufenen Saison 2011/12 wurde ein absoluter Negativrekord erzielter Tore aufgestellt.
- Die Anzahl der erreichten Punkte auf internationalem Niveau folgt keinem allgemeinen Trend.
- 2004/05 folgte ein Ausreißer nach oben (Austria Wien im UEFA-Cup-Viertelfinale).
- In den letzten drei Saisonen sind die Ergebnisse akzeptabel, was sich auch in der Fünfjahreswertung niederschlägt. Zumindest teilweise ist dies sicherlich auch auf die von Michel Platini durchgeführten Reformen zurückzuführen.
Graphik 1
Nun ist zu untersuchen, ob die beiden Variablen im behaupteten Zusammenhang miteinander stehen. Wenn dies so wäre, müsste die Anzahl der international erreichten Punkte umso höher sein, je niedriger der Torschnitt pro Spiel ist. Die Kurve in Graphik 2 müsste also von links oben nach rechts unten verlaufen.
Tatsächlich ist eine derartige Tendenz feststellbar, allerdings gibt es auch zwei sehr und eine einigermaßen auffällige Ausnahmen. Die auffälligste ist die bereits erwähnte Saison 2008/09, in der ein besonders hoher Torschnitt erreicht wurde. Die internationale Performance war zwar eine der schwächsten im untersuchten Zeitraum, aber noch "zu gut", um in die These zu passen.
Die andere Ausnahme ist rechts oben die Saison 2009/10. Dies ist die Spielzeit mit dem international besten Ergebnis, allerdings wurden national "zu viele" Tore erzielt. Auch in der ebenfalls bereits erwähnten Saison 2004/05 fielen "zu viele" Tore.
Interessanterweise wird die postulierte These völlig widerlegt, wenn man sich nur die drei international erfolgreichsten Spielzeiten ansieht, also die drei, die in der Graphik am weitesten oben sind. Diese verliefen nämlich miteinander verglichen am erfolgreichsten, je mehr Tore jeweils fielen. Zu beachten ist jedenfalls, dass bei einer statistischen Fallzahl von 10 wie im vorliegenden Fall drei derart stark abweichende Fälle, also fast ein Drittel, schon starke Gegenargumente sind.
Graphik 2
Zum Schluss könnte man noch vermuten, dass möglicherweise nur ein Zusammenhang besteht zwischen dem Torschnitt jener Mannschaften, die auch international vertreten sind, und ihrem Abschneiden. Graphik 3 wiederlegt dies allerdings. Der Torschnitt pro Spiel eines internationalen Starters bewegt sich auf homogenem Niveau zwischen 2,4 und 2,8 mit Ausnahme der Spielzeit 2008/09. Die erreichten Punkte allerdings variieren, wie wir bereits gesehen haben, völlig.
Graphik 3
Anders liest sich die Graphik allerdings, wenn man nur die Gegentore der im Europacup vertretenen Klubs miteinbezieht. Hier zeigt sich durchaus ein gewisser Zusammenhang (Graphik 4). Mehr als eine Tendenz ist dies allerdings auch nicht.
Graphik 4
Fazit:
Zusammenfassend kann man also festhalten, dass die österreichischen Klubs international umso besser abschneiden, je weniger Tore sie in der heimischen Liga bekommen. Dies ist sicherlich kein allzu überraschender Befund. Gerade international erweist es sich also als notwendig, defensiv stabil zu stehen. Wenn dies erfolgreich praktiziert werden kann, manifestiert es sich auch auf nationaler Ebene durch eine niedrige Anzahl erhaltener Tore.
Beachtet werden muss allerdings, dass dieses Ergebnis keinerlei Aussage über Kausalitäten treffen kann. Ob das eine das andere bedingt oder umgekehrt, kann nicht mit Sicherheit bestätigt oder ausgeschlossen werden. Die Frage erscheint aber durchaus berechtigt zu sein. Interessant und verläßlichere Ergebnisse bringend wäre eine Untersuchung, die sowohl diachron, also mehr Saisonen, als auch synchron, also mehr unterschiedliche Ligen, eine größere Fallzahl berücksichtigt.
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