Samstag, 23. Juli 2016

Bilanz der abgelaufenen Saison und Vorschau auf die kommende

Bereits vor einigen Wochen habe ich mich an dieser Stelle etwas eingehender mit dem Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Stärke und dem sportlichen Erfolg von Fußballklubs im Allgemeinen und im Speziellen bei einer genaueren Untersuchung der Verhältnisse im österreichischen Spitzenfußball. Wir konnten dabei sehen, dass im Falle der österreichischen Budnesliga der Durchschnittsmarktwert eines Teams als Indikator für seine wirtschaftliche Stärke mehr als die Hälfte der Varianz der erreichten Punkte erklärt; sportlicher Erfolg ist also in großem Maße von den dahinterstehenden wirtschaftlichen Möglichkeiten abhängig, wird aber nicht komplett von diesen determiniert. 

Modelle, die derartige Zusammenhänge untersuchen, eignen sich auch, um Prognosen über zukünftige Leistungen herzustellen. Die Idee dahinter ist, dass ein Faktor (wie beispielsweise die wirtschaftlichen Möglichkeiten eines Klubs) hoch mit einem anderen korrelierte, wird das auch in Zukunft der Fall sein. Aufgrund der Ausprägung des ersten Faktors können wir daher mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit diejenige des anderen (zum Beispiel Punkte am Saisonende) vorhersagen. 

Da die genaue Anzahl der Punkte sicher schwer vorherzusagen ist, ist es sinnvoll, nicht nur den prognostizierten Wert anzugeben, sondern auch Konfidenzintervalle. Diese geben den Bereich an, in dem der prognostizierte Wert mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (in diesem Fall 95%) liegt. Werte darunter oder darüber deuten dementsprechend eine außergewöhnlich gute oder schwache Saison an.

Graphik 1 zeigt diese Prognose für die Teams der österreichischen Bundesliga für die Saison 2015/16 (inklusive Konfidenzintervallen in Schwarz gehalten) und vergleicht diese Prognose mit den tatsächlich erreichten Punkten (die in Rot in die Graphik eingefügt sind). Geordnet sind die Teams nach ihrem tatsächlichen Abschneiden.

Graphik 1
Zu Beginn sehen wir, dass Meister Salzburg trotz gewisser sportlicher Probleme und des Verschleißes gleich dreier Cheftrainer in der ersten Saisonhälfte eine Punktlandung gelang. Man holte genau so viele Punkte wie das Modell prognostizierte. Dahinter folgen drei Teams aus Wien und Umgebung, die weit besser abschnitten als man vor der Saison annehmen konnte; alle drei liegen sogar über dem Ende ihrer Konfidenzintervalls, allen voran das Sensationsteam aus der Südstadt. Aber auch Rapid und die Austria können mit dem sportlichen Abschneiden in der Vorsaison zufrieden sein und werden Schwierigkeiten haben, in der folgenden Saison diese Punkteausbeute zu bestätigen.

Dahinter folgt mit Sturm eine der gemessen an den Erwartungen schwächsten Mannschaften der abgelaufenen Saison. Das unterdurchschnittliche Abschneiden kostete die Grazer letztlich einen Europacupplatz, damit dringend benötigte Einnahmen und kann dafür sorgen, dass man in eine Abwärtsspirale gerät (je weniger Einnahmen, desto weniger sportlicher Erfolg, desto weniger Einnahmen aus Sponsorverträgen und Europacup, etc). Die Mittelständer Wolfsberg, Ried und Altach, die während der Saison zum Teil auch erhebliche Probleme hatten, konnten sich letztlich relativ ungefährdet in der Liga halten. 

Mattersburg ist wiederum ein interessanter Fall. In meinem Modell ist es der am schwächsten abschneidende Klub, was daran liegt, dass das Modell Aufsteiger anders beurteilt als andere Teams, da diese in der Vergangenheit besser als erwartet abschnitten und deshalb das Modell durch diese Ungleichbehandlung verbessert werden konnte, was letztlich immer das Ziel ist. Es wird deshalb interessant sein, zu sehen, ob Mattersburg ein Ausreißer in der Reihe der positiven Aufsteiger der vergangenen Jahre ist oder ob diese Serie nicht doch eher dem Zufall entsprang. Allein von seinem Durchschnittsmarktwert her hat Mattersburg nämlich im Grunde die Punkteanzahl erreicht, die man vermuten könnte.

Am Tabellenende steht Grödig, das nur wenig unter der Punkteprognose landete, was letztlich aufgrund eines mangelnden anderen Underperformers aus der Gruppe der Nachzügler der Plätze 6-9 nicht zum Klassenerhalt reichte.

Den Vergleich zwischen erwartbaren und tatsächlich erreichten Punkten kann man auch  für die verantwortlichen Trainer anstellen. Unterschiede zwishen Graphik 1 und Graphik 2 ergeben sich also bei den Vereinen, die im Laufe der abgelaufenen Saison mehr als einen Trainer in Amt und Würden hatten, bei allen anderen ist das Ergebnis für den Trainer logischerweise gleich wie für den Klub insgesamt. Um die Werte vergleichbar zu machen, sind nicht mehr absolute, sondern Durchschnittswerte angegeben.

Graphik 2
Die Trainer in Graphik 2 sind nach der Anzahl an durchschnittlich geholten Punkten geordnet und nicht nach prognostizierten. Dennoch sind die drei in Salzburg tätig gewesenen Cheftrainer im Ranking ganz vorne, holten im Schnitt also am meisten Punkte. Dennoch zeigt sich, dass die Mannschaft unter Zeidler leicht unterdurchschnittlich abschnitt, weshalb seine Freistellung zumindest aufgrund der Resultate gerechtfertigt erscheint.

Danach folgen die Coaches der beiden Wiener Klubs, die wie bereits erwähnt besser als erwartet abschnitten (was die Trennung Rapids von Barisic zweifelhaft erscheinen lässt, zumindest aus sportlicher Sicht), und die Trainer der beiden positiven Überraschungen der abgelaufenen Saison, dem WAC nach dem Trainerwechsel (ein klassisches Beispiel der Regression zum Mittelwert) und der Admira.

Insgesamt zeigt sich, dass die meisten Trainer in etwa im erwartbaren Bereich abschneiden, was sich mit bisherigen Unterscuhungen deckt: Die meisten Chefcoaches haben weder einen besonders positiven noch einen besonders negativen Einfluss auf die Ergebnisse ihrer Mannschaften. Diejenigen Coaches, die jedoch die Erwartungen deutlich untererfüllen, werden meist schnell freigesetzt. Von den vier Trainern, die in der abgelaufenen Saison deutlich unter dem Konfidenzintervall liegen, überlebt nur einer (der Sonderfall Vastic) die Saison. Die anderen drei wurden bereits während der Herbstsaison entlassen.

Graphik 3
Zuletzt kann man das Modell auch heranziehen, um die Punkte für die kommende Saison zu prognostizieren (siehe Graphik 3). Allen voran ist auch diesmal wieder Meister Salzburg zu erwarten, deren unteres Ende des Konfidenzintervalls noch weit vor der Konkurrenz liegt. Das Modell sagt also mit einer 95%igen Wahrscheinlichkeit eine Titelverteidigung voraus. Dahinter folgen wie in der vergangenen Saison die beiden Wiener Vereine in der gleichen Reihenfolge wie sie auch 2015/16 abschlossen.

Dahinter folgt bereits Aufsteiger St. Pölten. Wie bereits die vergangenen Jahre bewertet das Modell den Aufsteiger besser als andere Klubs mit vergleichbarem Marktwert, da diese in den vergangenen Jahren vor Mattersburg weit besser als erwartet abschnitten. Ob diese Entwicklung bereits beendet ist oder weiterhin besteht und Mattersburg nur eine Ausnahme war, wird sich erst weisen. Das breite Konfidenzintervall zeigt auf jeden Fall, dass für die Niederösterreicher einiges drinnen ist: Ein Rückfall ins hintere Mittelfeld ist genauso drinnen wie ein Angriff auf die Europacupplätze. Nur mit dem Abstieg sollte man die nächsten beiden Saisonen nichts zu tun haben.

Dahinter folgt Sturm, das wohl wie im letzten Jahr die Europacupplätze verpassen wird. Die Einschätzung des runderneuerten Kaders lässt die Punkteprognose im Vergleich zum Vorjahr um etwa sieben Punkte zurückgehen, was nur für das Tabellenmittelfeld reichen wird. Hinter den Grazern beginnt bereits die Abstiegszone, in der sich fünf Teams innerhalb eines Bereichs von circa zwei Punkten tummeln. Die Reihenfolge innerhalb der Plätze sechs bis zehn ist also höchst unsicher, schon kurze Stärke- oder Schwächephasen können massive Auswirkungen auf das Endergebnis haben. Die Liga verspricht einen Abstiegskampf auf Messers Schneide.


Samstag, 18. Juni 2016

Was braucht Team Österreich jetzt? Ein kontrafaktisches Experiment

Nach der nicht unbedingt erwarteten, aber doch schon im Vorfeld nicht besonders unwahrscheinlichen Auftaktniederlage gegen Ungarn steht das österreichische Nationalteam bereits heute gegen Portugal mit dem Rücken zur Wand. Wenn das angepeilte Ziel Achtelfinale erreicht werden soll, muss gegen den Gruppenfavoriten unbedingt gepunktet werden, ansonsten droht ein frühes Aus oder zumindest eine unangenehme Zitterpartie gegen Island im letzten Gruppenspiel.

Wie aber schauen die Chancen auf einen Turnierverbleib nach der Gruppenphase abhängig von den Ergebnissen in den letzten beiden Spielen generell aus? Um diese Frage zu beantworten, habe ich ein kleines kontrafaktisches Experiment angestellt. Als Datengrundlage dienten mir die letzten fünf FIFA-Weltmeisterschaften, da die Simulationen auf Basis der Europameisterschaften aufgrund des geänderten Modus fragwürdig wären. Natürlich hätte man auch die WM-Turniere 1986, 1990 und 1994 als Datengrundlage verwenden können. Dies hätte den Vorteil, dass diese nach einem ähnlichen Modus wie die aktuelle Euro (sehcs Gruppen, 16 Aufsteiger in die KO-Phase) gespielt wurden. Allerdings funktionierten zwei dieser drei Endrunden nach der Zweipunkteregel. Die Änderung auf Dreipunkteregel änderte den strategischen Charakter des Spiels massiv, da es in Bezug auf die verteilten Punkte von einem Nullsummenspiel zu einem Nicht-Nullsummenspiel wurde, womit die Vergleichbarkeit fragwürdig erscheint.

Deshalb habe ich alle der fünf letzten WM-Turniere so ausgewertet, als wären sie wie die aktuelle Euro mit sechs (statt der tatsächlichen acht) Gruppen ausgespielt worden. Dabei habe ich jede mögliche Kombination der sechs aus den tatsächlichen acht Gruppen wie ein eigenständiges Turnier behandelt und untersucht, welche vier Gruppendritten aufgestiegen wären bei einem zur Euro 2016 äquivalenten Modus. Da dies pro Weltmeisterschaft 28 mögliche Kombinationen sind, ergibt sich eine Fallzahl von 140 hypothetischen Turnieren beziehungsweise 3360 Teilnehmern (5 Turniere * 28 Kombinationen * 6 Gruppen * 4 je vier Teilnehmer). Diese Stichprobe ist ausreichend, um zu prüfen, wie die konkreten Aufstiegswahrscheinlichkeiten gegeben eine gewisse Anzahl an Punkten und Tordifferenz mittels logistischen Regressionsmodellen zu schätzen.

Im ersten Fall habe ich mich nur mit dem Einfluss der erreichten Punkte auf die Wahrscheinlichkeit, das Achtelfinale entweder als Erster, Zweiter oder einer der vier besten Gruppendritten zu erreichen, beschäftigt. Diese sind im Säulendiagramm in Graphik eins dargestellt (ein Balken für funf Punkte fehlt, da Österreich diese Anzahl nicht mehr erreichen kann). Wir sehen, dass die Aufstiegswahrscheinlichkeit im Fall von vier oder sechs Punkten de facto 100 Prozent beträgt, sich man also schon sehr weit an (real natürlich nicht existierende) Sicherheiten annähert. Ein Sieg in einem der beiden verbleibenden Spiele und ein Punkt im anderen hieße also ziemlich sicher, das Achtelfinale zu erreichen. Wohlgemerkt: Dieses Modell trifft keine Ausssage darüber, ob das auf Platz 1, 2 oder 3 geschieht. Dazu später mehr.

Graphik 1
Auch wenn in den beiden verbleibenden Spielen "nur" ein Sieg gelänge und das andere verloren ginge, wäre noch längst nicht alles verloren. Mit 60% wären die Aussichten auf das Achtelfinale immer noch relativ hoch, dann allerdings umso mehr abhängig von der Tordifferenz und damit der konkreten Ergebnisse der verbleibenden Spiele. Vor diesem Hintergrund schmerzt das Kontertor zum 0:2 im ersten Spiel umso mehr, da es potentiell entscheidende Auswirkungen haben könnte.

Was ziemlich sicher nicht funktionieren wird, ist ein Aufstieg, wenn man im Turnier weiter sieglos bleibt. Bei null erreichten Punkten ist die Wahrscheinlichkeit, im Turnier zu verbleiben, logischerweise auch null. Bei einem Remis und zwei Niederlagen ist sie nur unwesentlich höher (tatsächlich geschafft hat das noch nie eine Mannschaft, aber möglich wäre es). Auch bei zwei Unentschieden müsste das Nationalteam sehr wahrscheinlich schon wieder die Heimreise antreten.

Angesichts der Tatsache, dass Österreich im Falle von zwei Unentschieden die Gruppenphase auf jeden Fall mit einer Tordifferenz von -2 abschließen würde, sinkt die Wahrscheinlichkeit für einen Aufstieg sogar noch weiter, nämlich auf 2,3%. Das liegt daran, dass man in diesem Fall noch nicht einmal fix den dritten Rang belegen würde (das hinge dann vom Ausgang der Partie Island gegen Ungarn ab) und natürlich im Vergleich zu den anderen Gruppendritten enorm schlecht dastünde. Ein Sieg mindestens ist also Pflicht.

Wie hoch sollte dieser allerdings ausgehen? Spielt die Tordifferenz dabei überhaupt eine Rolle? Dafür habe ich das Modell erweitert und aufgrund der Ergebnisse prognostiziert, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für einen Aufstieg abhängig von der Tordifferenz gegeben eine fixe Anzahl an Punkten ist. Ich habe mich dabei auf drei beziehungsweise vier Punkte beschränkt, da mit weniger das Turnier für das Team ziemlich sicher zu Ende geht und mit mehr der Aufstieg beinahe sicher ist.

In Graphik 2 ist die Aufstiegswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von der Tordifferenz gesetzt den Fall, dass drei Punkte erreicht werden, dargestellt. Dafür müsste das Team also eines der Spiele gewinnen und das andere verlieren. In diesem Fall wäre die Tordifferenz von entscheidender Bedeutung. In meiner Stichprobe erreichten 483 Teams drei Punkte, von denen 280 den Aufstieg geschafft hätten (58%). Dies weist schon darauf hin, dass der Vergleich zwischen den Teams in punkte Tordifferenz (und weiter anhand der geschossenen Tore) häufig den Ausschlag gegeben hätte.

Graphik 2
Die Kurve in Graphik 2 beginnt ziemlich weit unten, steigt dann aber relativ schnell an. Eine Tordifferenz von -4 nach drei Punkten hieße ein relativ sicheres Ausscheiden aus dem Turnier. Im konkreten Fall Österreichs wäre das beispielsweise eine 0:3-Niederlage in Kombination mit einem knappen Sieg mit einem Tor Unterschied, also nicht das unwahrscheinlichste Szenario. Wenn es jedoch gelänge, dass Sieg und Niederlage mit dem gelichen Ergebnis aus Sicht des Siegerteams endeten, sähe die Sache schon sehr viel anders aus. Dann hätte das Team am Schluss eine Tordifferenz von -2 und wäre mit 50%iger Wahrscheinlichkeit im Achtelfinale. Alles, was darüber liegt, steigert die Chancen auf einen Turnierverbleib natürlich beträchtlich. Schon bei einer Endtordifferenz von -1 betragen die Chancen darauf etwa 2/3, ab einer ausgeglichenen Torbilanz wäre man beinahe sicher im Achtelfinale. Auch das weist darauf hin, dass das zweite Gegentor gegen Ungarn besonders ärgerlich war, da es ein Ausgleichen der Tordifferenz in den verbleibenden Spielen massiv erschwerte. 

Graphik 3
 Sollte Österreich es jedoch schaffen, in den verbliebenen Partein ungeschlagen zu bleiben und eine davon zu gewinnen, sind die Chancen auf das Achtelfinale beträchtlich, wie Graphik 3 zeigt. Die x-Achse beginnt hier erst bei -1, da Österreich bei diesem Szenario (ein Sieg und ein Remis) schlechtestenfalls eine um eins negative Torbilanz hätte. Allerdings kratzt die Aufstiegswahrscheinlichkeit schon in diesem Fall an 99%. In meiner Stichprobe hätten nur drei von 609 Teams, die vier Punkte erreichten, den Aufstieg nicht geschafft, also 0,5% (oder eine von zweihundert). Sollte das Team also beispielsweise heute gewinnen, stünden die Chancen auf einen Turnierverbleib bereits sehr gut. Lediglich 15% der Teams mit einem Sieg in meinem Sample hätten den Aufstieg nicht geschafft, mit zwei Siegen wäre er ohnehin fix.

Bislang haben wir uns allerdings nur mit dem Aufstieg generell befasst, also inklusive der Möglichkeit, als einer der vier besten Gruppendritten weiterzukommen. Dies ist jedoch trotz aller Wahrscheinlichkeiten eine unsichere Sache, da man dabei noch mehr von Leistungen und Ergebnissen abhängt, auf die man überhaupt keinen Einfluss hat, da sie in anderen Gruppen geschehen. In einem letzten Schritt habe ich deswegen die Wahrscheinlichkeiten für einen sicheren Aufstieg (also als Gruppenerster oder -zweiter) modelliert und in einer Heatmap dargestellt (siehe Graphik 4).

Graphik 4
Je dunkler das Blau in einem Feld ist, desto höher ist also die Wahrscheinlichkeit, mit dieser Kombination einen der beiden vordersten Plätze zu belegen. Felder, die keine Farbe haben, sind Kombinationen, die für das ÖFB-Team nicht mehr möglich sind (bei sechs Punkten hätte man beispielsweise mindestens +-0 als Tordifferenz). 

Wir sehen, dass diese relativ gering sind (unter 50%) bei allen Kombinationen der Tordifferenz mit drei Punkten. Auf einen Sieg und eine Niederlage zu setzen, ist also ein zweischneidiges Schwert. Nur 4% der Teams in meiner Stichprobe, die drei Punkte erreichten, lagen am Ende auf Platz zwei (keins auf Platz eins). Auch bei vier Punkten ist man von Sicherheit noch recht weit entfernt. Etwa die Hälfte der Teams mit vier Punkten kamen auf Platz zwei, die andere Hälfte auf Platz drei. Das steht etwas im Gegensatz zu Graphik 3, die bei vier Punkten einen beinahe sicheren Aufstieg prognostiziert. Das Paradoxon ist allerdings schnell aufgelöst: Auch wenn ein Team vier Punkte erreicht und Gruppendritter wird, ist es ziemlich sicher weiter. Lediglich drei von 294 Teams mit vier Punkten auf Platz 3 in meinem Sample (1%) hätten den Aufstieg nicht geschafft. Bei sechs Punkten könnte man sich jedoch schon relativ sicher sein, fix weiterzukommen. In meinem Sample gibt es keine Mannschaft, die mit sechs Punkten nicht als beste oder zweitbeste der Gruppe abschloss, rein technisch wäre es jedoch möglich.

Als Fazit kann man festhalten, dass die Lage der österreichischen Nationalmannschaft längst nicht so trist ist, wie sie mancherorts bereits gezeichnet wird. Das Achtelfinale liegt weiterhin absolut im Bereich des Möglichen. Notwendig dafür wird jedoch wahrscheinlich sein, keines der verbleibenden Spiele mehr zu verlieren und mindestens eins davon zu gewinnen. Sollte dies gelingen, kann man sich bereits mit möglichen Gegnern für die KO-Phase befassen.


Freitag, 10. Juni 2016

Predicting the 2016 European Championship

In their excellent book Soccernomics, Simon Kuper and Stefan Szymanski identify three principal factors which affect the sporting performance of nations. Ranking countries in various sports including association football according to the results they obtained they authors find that these are largely dependent on population size, socioeconomic development and the experience nations had made in the same sport before. The logical link between these variables and sporting success is evident; the more people there are in a country, the more talented athlets there are (assuming that talent is normally distributed). Wealth on the other side allows communities and nations to invest into infrastructure, education and development programs which enhance players and athletes to exploit their full potential. The last point, experience, is self-evident. 

Building on the logic that there are some important factors which explain past performances, one can take these variables and try to predict future ones. That is what I will demonstrate in this blog post. In order to perform the predictions, I collected data on all the teams which participated in one of the five last European championships (starting with the one in 1996). Data for population size and the level of development procede from the World Bank database. The experience gathered before the respective tournament was operationalized using countries' rank in the most recent FIFA World Raking (an imperfect measurement, I know, but I could not find anything better which is available for a reasonable period of time). In some cases (for instance the former Yugoslavian states) I had to look for information in Wikipedia or different publicly available statistics sources. This procedure left me with data on 80 nations (five tournaments with 16 participant nations each) which played 155 games among each other. Although technically speaking this is time-series cross-section modell, I considered all the observations to be independent from each other. 

Subsequently, I ran a couple of logit regressions in order to assess the probability of each nation to reach quarter-finals, semi-finals or final and to win the tournament (due to the changed number of participants I was not able to model the round of last 16 probabilities using this rather simple method). Models were varied a little, given different weighting to the factors (including the fact that a country was the host or not). Finally averages from the different models were calculated. In a further step, I modeled win, draw and lose probabilities for each game of the group stage using the same methodology. Summing up the results, I was able to identify those nations which would most likely make it to the round of the last 16 and preceded in predicting the most likely outcomes of the final stages, which well be presented later on.

The following graphes show the respective probabilites of each country to reach the final stages of the tournament according to my models. The ranking of the nations differs a bit in the various graphs due to the fact that the factors obvioulsy play different roles in the prediction of different last rounds. Especially in later stages, factors such as luck and randomness should play a more pronounced role, weakening the predictive power of objective variables. Note that the numbers in these graphs also do not take into account opposition strength.

Graph 1
Graph 1 shows the respective probabilities of each nation to reach the quarter-finals. At the top we have Belgium, the best European team in the FIFA ranking. The following countries Portugal, Spain and Germany are also among the ten best nations in the ranking. Meanwhile, Turkey benefits from a quite high population size. 

Interestingly, France has a quite low probability of surpassing the group stage and round of last 16 according to my predictions. This is most likely due to the bad performances of the hosts in the last tournaments. Neither in 2008 (Austria and Switzerland) nor in 2012 (Poland and Ukraine) did a host survive the earliest stage of the championship, which is why the value for France is most likely a bit biased.

As we can see, when it comes to the likelihood of reaching the semi-finals (graph 2), France displays the highest one. Hence, the model predicts a hard time for France in the earlier games but, if Les Bleus manage to survive them, a relatively easy quarter-final. On the other hand, smaller nations such as Belgium, Portugal and Austria would have a harder time from the round of last eight onwards, despite their good rank in the FIFA list. 
 
Graph 2

If they make it to the semi-finals, the host squad is also very likely to reach the final game. Germany has however the highest possibility to stay in the tournament until July 10th, which is not very surprising given their high population size, level of development and classification in the FIFA ranking. Spain and Belgium are not far away from France (see graph 3).

Graph 3
The probability of a host win is in any case extremely low. France is in this case punished by the fact that I only have one host team in a final in my sample, which lost it (Portugal in 2004). Due to this low number of cases, the results for France should not be overestimated. In any case, the fact that Germany, Belgium, Spain and England appear on top of the list should mean something. Again, note the quite good foresight for Turkey (in graph 4).

Graph 4
All in all, the results are not too convincing given the low number of cases they are based on (although 80 is more than you would have when predicting a national league, it is still quite low). That is why I extended the sample by not looking on teams, but individual matches, and tried to predict the most likely outcome. As usual, the model rated the possibility of a draw very low (only one draw in 36 group stages games, vis-à-vis 27 draws in 120 group stage games in my sample). This is why I corrected (increased) the draw probability in games where predictions were close.

Summing up the points, goals scored and goals conceded which predicted my models, I ended up with the following list of teams which would make it to the final stages (see graph 5). 

Graph 5
Germany and France, the nations most likely to reach the final, are expected to win all three group stage games and qualify without any worries for the final stages. Likewise, Spain, Italy, England, Belgium and Austria are to finish their groups without losing a single game. On the other hand, Hungary, Wales, Poland and Ireland will depend on the results of the other two third-finishing nations (in my predictions, Switzerland and Croatia). 

This prediction leaves me, following UEFA rules for the composition of the round of last 16 games, with the following matches:
  • Romania vs. Ukraine
  • Spain vs. Hungary
  • England vs. Poland
  • Austria vs. Italy
  • Germany vs. Wales
  • Belgium vs. Turkey
  • France vs. Ireland
  • Russia vs. Portugal
The only really tight prediction for these eight games according to my models is for Austria against Italy, in which the latter is 50.7% favorite. For all the other games, odds for the winner are at least 59% (in the case of Belgium) but rather between 70% and 90%.

Subsequently, the quarter-finals would be:
  • Romania vs. Spain
  • England vs. Italy
  • Germany vs. Belgium
  • France vs. Russia
Here again, we have one really tight game (Germany against Belgium with the probability of Germany winning only at 50.1%) and three relatively clear favourites (France, England and Spain).

Hence, the semifinals would see Spain facing and beating England (59 to 41) and France against Germany. The latter will be a close match with my models predicting a 52% chance of reaching the  final for the host team.

In the final, on average my models see Spain as favourite (at around 56%). Therefore, one could expect the Iberains to defend their title. Once again.

Dienstag, 8. März 2016

Faktencheck: Spielt der SK Sturm wirklich so schwach?

Die Kritik am SK Sturm wird zumindest online lauter. Dabei werden tatsächlich zwei zu unterscheidende Faktoren bemängelt: Einerseits die unter den Erwartungen liegenden Leistungen und Ergebnisse, andererseits die mediale Außendarstellung, die ersteres unter den Teppich zu kehren sucht. Da dieser letzte Bereich nicht mein Thema ist, beschränke ich mich in den folgenden Zeilen auf die Frage, ob die Kritik an den Ergebnissen und Leistungen berechtigt ist oder ob Sturm beim Zustandekommen der Tabellensituation tatsächlich nur Pech hat, wie es die sportlich Verantwortlichen gerne darstellen.

Beginnen wir bei den Ergebnissen. Sturm steht nach 26 Runden auf Platz vier, hält bei 35 Punkten und einer ausgeglichenen Tordifferenz. Nach vorne (also in Richtung sicherer Qualifikation für den Europacup) wird nichts mehr gehen, nach hinten ist man in Schlagweite der nachrückenden Underdogs Admira und Mattersburg. Dies könnte insofern noch von Relevanz sein, als der vierte Platz im Falle eines Cupsiegs durch die Austria oder Salzburg doch noch zur Europacupqualifikation berechtigt. Man ist ergebnistechnisch also das schwächste Team der Top Vier, und liegt etwa drei Punkte unter dem eigenen langjährigen Mittelwert nach 26 Runden. Fakt ist auch: Der SK Sturm steht in der Frühjahrstabelle nur auf Platz sieben. In den sechs Spielen seit der Winterpause holte das Team von Franco Foda ebenso viele Punkte und damit gleich viele wie Tabellennachzügler Ried. Die Ergebnisse sind also vor allem seit der Winterpause unterdurchschnittlich, wobei fairerweise angemerkt werden muss, dass in der Phase zwei Stammspieler des Herbstteams abhandenkamen und ersetzt werden mussten.

Insgesamt sind die Ergebnisse des SK Sturm in der heurigen Saison jedoch so, wie man es erwarten konnte. Meine Punkteprognose basierend auf der nach der Sommertransferperiode zur Verfügung stehenden Mannschaft (die sich nur marginal von der aktuellen unterscheidet) sagt für die Grazer einen Punkteschnitt von 1,43 voraus. Nach 26 Runden sollte die Mannschaft also bei rund 37 Punkten stehen. Das 95%-Konfidenzintervall reicht dabei von gerundet 35 bis 39, das Team von Franco Foda liegt punktemäßig also im Erwartungsbereich, wenn auch im niederen. Einen Angriff auf die Europacupplätze zu erwarten, wäre also unrealistisch. Um weiter vorne als um Platz Vier mitzuspielen, braucht Sturm neben eigener Overperformance auch eine schwächelnde Konkurrenz, und diese Voraussetzungen sind eben nur in wenigen Spielzeiten gegeben, wie auch nicht in der heurigen, in der keiner der drei anderen großen Klubs die Erwartungen massiv untererfüllt.

Damit kommen wir zu den Leistungen. Wie ich als bekannt voraussetze, sind Ergebnisse nur ein schwacher Indikator für die Leistungsstärke eines Teams, da Zufall und Glück oder Pech eine große Rolle bei ihrem Zustandekommen spielen können. Deswegen werde ich im Folgenden einige andere, aussagekräftigere Indikatoren darstellen und diskutieren, um ein realistisches Leistungsbild des SK Sturm, vor allem in den bisherigen Frühjahrspartien, anzubieten.

Wir beginnen mit zwei eher basalen Indikatoren, nämlich dem Torverhältnis in den sechs Frühjahrsspielen und dem durchschnittlichen Ballbesitz. Der ausgelutschte Stehsatz, wonach Ballbesitz keine Tore schießt, hat zwar seine Richtigkeit (vor allem, wenn man nur einzelne Partien ansieht und nicht langfristige Trends), allerdings ist es auch Fakt, dass Teams mit mehr Ballbesitz in der Regel auch mehr Punkte holen und dementsprechend besser in der Tabelle abschneiden. Ob der Zusammenhang kausal ist oder durch eine Drittvariable ausgelöst wird, sei einmal dahingestellt.

Graphik 1: Zusammenhang zwischen Ballbesitz und Tordifferenz in den sechs Frühjahrsspielen; Sturm Graz schwarz markiert.

Die Daten zeigen, dass Sturm Graz im Frühjahr in dieser Hinsicht durchaus gut unterwegs ist. Man kommt im Durchschnitt auf 56,87% Ballbesitz und liegt damit nur hinter den beiden Wiener Klubs, aber noch vor Salzburg mit dem vermeintlichen neuen, auf Ballkontrolle abzielenden Spielstil. Allerdings ist Sturm die einzige dieser drei Mannschaften, die im Frühjahr auf ein negatives Torverhältnis kommt. Man konnte also die Spiele meist mittels Ballkontrolle dominieren, allerdings nicht genug Kapital aus dieser Dominanz schlagen. Daraus lassen sich Defizite im Spiel mit dem Ball ableiten, was ja durchaus ein häufig gehörter Kritikpunkt ist. Zudem weist eine genauere Analyse der Frühjahrsspiele darauf hin, dass Sturm zwar nie weniger als 50% Ballbesitz hatte, der Durchschnittswert allerdings von zwei Extremwerten nach oben getrieben wird. Sowohl auswärts gegen Altach als auch in Mattersburg musste die Mannschaft relativ lange einem Rückstand hinterherlaufen, was die Gegner dazu nützten, tief zu stehen und Sturm bereitwillig den Ball zu überlassen. Der hohe Ballbesitz ist also nicht immer nur auf Sturms eigene Qualität zurückzuführen, sondern auch auf strategische Entscheidungen des Gegners.

Man konnte also mit trotz Ballbesitzes wenig Tore erzielen, weil auch die Gegner oft tief standen und Sturm den Weg zum Tor versperrten. Allerdings zeigt sich (Graphik 2), dass die Grazer im Frühjahr dennoch am zweitmeisten Schüsse aller zehn Bundesligisten abgaben (90; nur die Wiener Austria kommt auf mehr). Zudem ließ Sturm am zweitwenigsten Schüsse zu, nämlich 64 (Salzburg kommt im Frühjahr auf 62).

Graphik 2: Abgegebene und zugelassene Schüsse in den sechs Frühjahrsspielen; Sturm Graz schwarz markiert.

Daraus ergibt sich die beste Total Shot Ratio (TSR) aller Teams im Frühjahr, nämlich 0,58. Normalerweise sollte dieser Wert zu einer hohen Punkteausbeute führen, was allerdings hier bei Sturm nicht der Fall ist. Bei niedrigen Fallzahlen (wie hier mit nur sechs Spielen) kann das durchaus eintreten, wenn die Mannschaft Pech im Abschluss hat oder die Gegner übermäßig viele Torchancen ausnützen. Dies kann mittels des PDO gemessen werden, dessen Mittelwert aller Teams bei 1 liegt. Unter 1 bedeutet, dass die Mannschaft ihre Chancen schlechter ausnützt als ihre Gegner, wahrscheinlich also Pech hat. Ein Wert über 1 bedeutet dementsprechend wahrscheinlich eine Glückssträhne, die meist nicht lange andauert.

Über die ganze Saison gesehen liegt Sturm tatsächlich am Ende dieser Wertung, nämlich bei 0,96. Das ist allerdings kein Wert, der auf besonders viel Pech hinweisen würde (das wäre in etwa bei Werten unter 0,9 der Fall). Im Frühjahr ist zudem der Wert sogar etwas gestiegen, womit Sturm in diesen sechs Spielen nicht mehr den niedrigsten Wert aller Teams hat (den hat dort die Admira mit 0,91). Die Ergebnisse nur auf Pech oder Zufall zu schieben, ist also nicht ganz zutreffend.

Woher kommt aber diese Differenz zwischen relativ guten Leistungsdaten und schwachem Abschneiden bei Toren und Punkten? Dafür unternehmen wir einen kleinen Ausflug in die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Wir nehmen die abgegebenen und zugelassenen Schüsse und errechnen, wie viele Tore bzw. Gegentore dadurch fallen hätten sollen und wie hoch die Wahrscheinlichkeit für die tatsächlich gefallenen Tore ist (Graphik 3). Dabei kontrollieren wir nicht für Schussqualität, sondern gehen von einer uniformen Verwertungswahrscheinlichkeit von 11% (eins dividiert durch neun) für jeden Schuss aus.

Graphik 3: Torwahrscheinlichkeiten in den sechs Frühjahrsspielen; tatsächliche Toranzahl jeweils rot markiert.

Die Erwartungswerte, also die Zahl, wie viele Tore und Gegentore hätten fallen sollen, sind dementsprechend einfach zu ermitteln: Man dividiert einfach die Zahl der abgegebenen und zugelassenen Schüsse durch die Torwahrscheinlichkeit, also durch ein Neuntel. Bei 90 abgegebenen und 64 zugelassenen Schüssen kommen wir also zu einer erwarteten Tordifferenz von 10:7. Sturm hätte also sowohl mehr Tore erzielen als auch erhalten sollen. Die Wahrscheinlichkeit der tatsächlichen Tore ist vor allem bei den erzielten Toren sehr niedrig (0,5%), aber so etwas kommt vor.

Angesichts des erwarteten Nutzens erzielter und erhaltener Tore kann man daraus errechnen, dass Sturm angesichts seiner Schussdaten bei ziemlich genau acht Punkten aus den sechs Frühjahrspartien stehen sollte. Das sind zwar zwei mehr als tatsächlich, allerdings auch nicht besonders viele. Wenn man diese zwei mehr hätte (also beispielsweise die Spiele gegen Rapid und Mattersburg nicht verloren, sondern remisiert), läge man bei 37 Punkten, also genau beim Erwartungswert nach der Punkteprognose. Damit lässt sich schlussendlich festhalten, dass Sturm so spielt, wie es eben kann.

Schließlich könnte man noch über die Verantwortung des Trainers diskutieren. Wie ich in einem anderen Beitrag gezeigt habt, holt sein Team regelmäßig mehr Punkte als erwartet, was ja unter anderem in einem unerwarteten Meistertitel gipfelte. Dass in dieser Saison bisher zwei Punkte weniger als erwartet geholt wurden, ändert diese Bilanz nicht wirklich, vor allem da die Punkteausbeute ja im Erwartungsbereich liegt. Das heißt nicht, dass der Trainer über der Kritik stehen sollte (vor allem, da diese Auswertung ja nur Punkte berücksichtigt, und nicht andere Dinge wie taktische Weiterentwicklung, Attraktivität der Spielweise oder den Einbau von Jugendspielern, was ebenso zu den Aufgaben eines Cheftrainers gehört). Sturm ginge mit einer Trainerentlassung allerdings ein großes Risiko ein. Erstens ist der Kreis an Trainern, die schon gezeigt haben, dass sie regelmäßig mehr aus ihren Mannschaften herausholen (zum Beispiel Canadi und Lederer) und die für Sturm verfügbar sind, eher klein. Zweitens müssen diese auch zur Weiterentwicklung der Mannschaft befähigt sein, wofür man nie die Garantie hat. Drittens wäre eine Freistellung Fodas ein Jahr vor seinem Vertragsende aufgrund der Gehaltsfortzahlung auch ein kostspieliges Unterfangen für den Klub, der gerne auch die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen als Grund für das sportliche Hinterherhecheln hinter den drei anderen großen Klubs angibt.

Sonntag, 6. März 2016

Sporting punished for being too focused on wide areas and crossing

The battle over leadership in the Portuguese highest league saw a very interesting game in tactical terms with two quite different half-times. After a passive start by the hosts, which was in part caused by Benfica’s high and intensive pressing, they took over control after the break without exploiting their superiority for a long time. In the end, the visitors were able to defend their marginal advantage until the final whistle.

Line ups and initial approaches

With the notable exception of central defence, where Oliveira and Naldo missed the game due to injury or a lack of fitness, and the surprising start of Bruno César instead of Gelson Martins, ex-Benfica and now-Sporting coach Jorge Jesús fielded his most-used players in the starting line-up. The inclusion of César seems justified ex-post given the specific role he played in the offensive midfield trio, out of which he was the most active player. He frequently moved up the pitch vertically and diagonally, trying to create numerical majorities in central areas and creating space for Pereira, which the latter was however unable to exploit. César would even switch to the left side for some time in the first half, leaving the right side totally uncovered since none of his teammates balanced this move. The intention behind this was unclear, and the asymmetric experiment was ended quickly.

Rui Vitória for his part had to do without his number one goalkeeper, veteran Júlio César, who was replaced by his younger fellow countryman Ederson (who had a good and faultless match). Benfica also were not able to field their usual central defence, but young Lindelöf was comfortable in the position usually played by Luisão or Lisandro. The rest of the team was made up by the usual starting eleven.

Line-ups with some typical movement patterns and the tactical duel between Carvalho and Jonas highlighted

This team started the game in a very proactive fashion. They organized themselves in an old-fashioned 4-4-2 formation against the ball, but pressed the home team very intensely during the first twenty minutes. The whole team moved up the pitch when in possession and did not retreat after losing the ball, but started aggressive counterpressing efforts, were regularly able to win the ball back quickly and hence keep Sporting away from their goal. 

They initially planned to build up their play in successive manner from the back, but quickly realized that Sporting would not allow them to play a continuous build-up game. Especially their full backs got isolated rapidly due to Sporting’s aggressive pressing in wide areas, the high positioning of their own wide midfielders when in possession and the rare support provided by their central midfielders. Benfica tried to overcome this problem by switching to a 4-2-4 when in possession with a narrow positioning of the offensive four, but were unable to cope with the obstruction of their build-up play. Their reaction was to opt for a long ball strategy after the initial minutes, often looking for Mitroglou as their target man, who was to forward the high passes to Jonas and Gaitán. The latter provided width in the final third, meanwhile his counterpart Pizzi stayed a lot deeper and narrower. One key player was Jonas, who acted very actively in central as well as wide areas. Once while drifting left, he was able to cross the ball into the direction of Mitroglou, which ultimately ended in the game-winning goal.

Sporting started the game much more cautiously than their counterparts and focused especially on counting attacks in the starting phase of the game. They defended much deeper, never applying an offside trap (which was an often used tool by the guests). One of the most interesting aspects of their defensive approach was the strict man orientation of William Carvalho on Jonas during the first half. He followed him almost everywhere in central areas and left him only wide zones to operate freely. When in possession, Carvalho’s task was to fall back between the left centre back and the left back in order to build their game from behind.

The general difficulties with Sporting’s game during possession was however an inadequate positioning of the more defensive players, which left holes especially in the centre of the pitch and them unable to link with the offensive players. At times, Silva was the only reachable player in the centre of the pitch, since João Mário too often moved forward into the same line as Slimani and was thereafter no viable passing option any longer. The centre backs positioned themselves too narrow, which meant that the full backs could not move up adequately and had to stay too deep. At the same time, their focus on trying to move the ball to the wings as quickly as possible was ever present. The build-up play was therefore pretty quickly ended by Benfica’s aggressive high pressing, leaving often only long balls as viable options for Sporting’s full backs, which were often enough useless due to Benfica’s offside trap.

A game-changing goal and adaptions after the break

In the 20th minute, Jesús’ decision to use Carvalho in an unusual, highly restricted role was punished by Benfica, although admittedly chance played an important role in the development of the goal situation. A cross by Jonas was cleared by the Sporting defence, hence the situation was almost over. But Carvalho, not needed to cover Jonas since the latter had drifted wide, was too focused on securing the last line of Sporting’s defence instead of moving a bit more forward to attack the second ball. He was therefore unable to intercept the far shot by Samiris, which was deflected and landed in front of Mitroglou, who exploited Carvalho’s slip to the ground and had no difficulties in putting his side ahead.

This goal changed the character of the game completely. Benfica, which was before the goal the dominant team, decided to stay deeper and let Sporting have control of the game. As a result, at half time possession was largely equilibrated. This does however not mean that Benfica did reduce their activities on the pitch to defending their lead. Their more cautious approach included longer phases of possession in their own part of the pitch (something almost completely unseen before the goal) and the maintenance of the long ball approach, Mitroglou and Jonas were largely free from defensive duties except some minor runs with the intention of pushing the deeper Sporting players sidewards.

At the same time, Sporting seemed to have no actual plan how to use their possession and turn it into danger for the guests’ goal. They maintained their focus on attacks down the flanks, but were unable to create dynamics on the wings, in spite of usually outnumbering Benfica in wide areas (especially on the left side in the middle third). They were therefore unable to create a single goal scoring opportunity within the box before half time, their chances were due to set pieces and shots from outside the box. 

The second half started in the same way as the first one. Benfica started pressing high up the pitch, but Sporting coped much better due to some specific adjustments made during the break which made that Benfica’s aggressive play lasted only for a couple of minutes. First of all, Carvalho was rid of the defensive impositions and allowed to move high up the pitch in the offensive phase of Sporting’s game and even dribbling the ball into the box, allowing them to attack with one man more.

Similarly, the wide offensive midfielders now tended to move in much smarter ways than before half time. Jesús had moved César definitely to the left side (until his substitution after an hour) and João Mário the right one, meanwhile Ruiz was given much more freedom when having the ball in central positions, but also had to support Slimani in his pressing efforts. Instead of getting isolated in pairs with the full backs between the second and last third in wide areas, the wingers moved diagonally towards the centre of the pitch, providing passing options and being able to start pressing if the ball got lost. This happened quite frequently, since crossing it was still Sporting’s preferred way of getting it into the box. They were supported in gaining the ball back by Silva who pushed up and played almost as high as Ruiz and a higher defensive line of Sporting. Their movements allowed the full backs, especially Jefferson on the left side, to move higher up the pitch and participate much more actively in the attacking situations of their team.

As time went by, Sporting managed to push Benfica more and more into their own half. Even counter attacks became more and more seldom, since Pizza and Gaitán got reduced almost completely to defending, partially due to Sporting’s changed approach down the wings. At times, Renato was the only midfielder who supported Jonas and Mitroglou (later Jiménez) in their counter attacking efforts. This does however not mean that Benfica permanently got into serious trouble. They were quite comfortable defending Sporting’s crossing, especially Lindelöf, who in the course of the game turned into some kind of man marker for Slimani. Before the crosses, they were ok with letting Sporting play, defending their own area and only seldom leaving their strict formation (if ever, only Renato and Pizzi moved forward in pressing efforts).

There was only one time when Sporting acutally managed to create real danger, which resulted in a terrible miss from Ruiz in a situation which was played almost perfectly. Slimani had received a diagonal pass from wide into the area and played the ball immediately to Ruiz, who managed to put the ball over the empty goal. This situation clearly showed that short, diagonal passing would be a better option for Sporting to create danger, but still they opted for the cross afterwards far too often.

The final minutes of the game were characterized by efforts of both coaches to change the result of the game using substitutions. Jesús brought on the more offensive Schelotto instead of João Pereira and replaced Silva with Gelson. This meant that Sporting had almost the same formation as Benfica, a flat 4-4-2 with João Mário besides Carvalho in central midfield and Slimani and Gutiérrez as strikers. At the same time, Vitória opted for strengthening the centre of the pitch by sending on Fejsa and later Sálvio, which meant that Benfica played the last couple of minutes with three central midfielders, still defending the box with fervour and not disclosing the possibility of leaving the opponent strikers offside.

Conclusions

In the end, it was a tough result to take for Sporting. They had not allowed Benfica a whole lot of goal scoring opportunities and dominated the game during three fourths of it. They were however not creative and dynamic enough to create danger themselves with the exception of Ruiz’ chance in the second half. Minor tactical errors such as the decision to impose predominantly defensive chores on Carvalho and their insistence on crossing the ball instead of looking for other solutions were castigated by Benfica, for whom everything went according to plan.

Samstag, 27. Februar 2016

Was Heimo Pfeifenberger beim WAC verbesserte

Das Problem Didi Kühbauers als Trainer des WAC in den Spielen letzten Herbst war, dass sich sein Team zwar recht gute Einschussmöglichkeiten erspielte, insgesamt jedoch nur unterdurchschnittlich viele davon nützte. Für elf Tore benötigte man 202 Schüsse, was einem Verwandlungsanteil von lediglich knapp über 5% entspricht. Das ist nur halb so hoch wie bei einem durchschnittlichen Bundesligateam, der Erwartungswert bei so vielen Schüssen liegt dementsprechend bei über 22 Toren. Unter Pfeifenberger stieg der Anteil der verwandelten Schüsse auf gut 8%, was immer noch niedriger als im Schnitt ist, aber schon in Richtung des Normalwerts geht. Dieses Phänomen ist als Regression zum Mittelwert bekannt und kein Verdienst des neuen Trainers, sondern tritt bei steigender Datenmenge im Normalfall automatisch auf.

Allerdings gibt es auch das gegenteilige Phänomen. Unter Kühbauer erhielt der WAC 22 Gegentore aus 200 Schüssen, also so viele, wie er auch hätte erzielen sollen. Unter Pfeifenberger hat das Team in sieben Spielen 92 Schüsse zugelassen, jedoch nur fünf Tore bekommen (~5%, und drei davon ironischerweise im Auswärtsspiel bei Rapid, als man als Auswärtsteam die klar besseren Tormöglichkeiten hatte). In dieser Hinsicht ist der Wert unter Pfeifenberger offensichtlich noch von der niedrigen Fallzahl verzerrt, es ist also zu erwarten, dass er den Gegentorschnitt nicht halten wird. Jedoch ist wie dargelegt auch noch mit steigenden erzielten Toren zu rechnen, was sich im Abstiegskampf als Vorteil erwiesen könnte.
 
Team
Eigene Schüsse verwandelt
(in Prozent)
Gegnerische Schüsse verwandelt
(in Prozent)
Admira
11,07
11,26
Altach
11,97
10,15
Austria
11,35
12,88
Grödig
10,77
10,36
Mattersburg
13,15
11,56
Rapid
16,33
9,66
Ried
8,47
11,29
Salzburg
12,03
11,52
Sturm
7,91
10,98
Wolfsberg
6,49
9,25
Die Tabelle zeigt an, wie viele Schüsse jedes Team der Bundesliga prozentuell bisher verwandelt hat sowie wie viele davon gegen jedes Team verwandelt wurden. Wie wir sehen, steht der WAC in beiden Wertungen ganz unten (nicht nur aufgrund der alphabetischen Reihung). Er verwandelte sowohl die wenigsten Schüsse in Tore, erlitt aber auch prozentuell nur am wenigsten Tore aus den zugelassenen Schüssen. Wie bereits erklärt, ist in Zukunft also mit einem Anstieg sowohl der Tore als auch der Gegentore in Relation zu den Schüssen zu rechnen.

Es gibt allerdings einen Aspekt, in dem sich der WAC unter dem neuen Trainer tatsächlich verbessern konnte. Zuerst vergleichen wir jedoch die nackten Schussstatistiken unter den beiden Trainern mittels des Boxplots in Graphik 1. Sie zeigen an, wie viele Schüsse in den Spielen der bisherigen Saison unter den beiden Trainern jeweils abgegeben beziehungsweise zugelassen wurden. Die schwarzen horizontalen Striche in den blauen Boxen geben die Medianwerte an, die weißen Kreise die Mittelwerte. 

Graphik 1
Wie wir sehen, sind bei den Schüssen insgesamt die Werte unter Pfeifenberger nach oben geschnellt; es wurden sowohl mehr Schüsse abgegeben (2,5 pro Spiel) als auch zugelassen (0,5). Die Veränderungen sind im Offensivspiel also eklatanter und erklärt im Zusammenhang mit der oben angesprochenen etwas verbesserten Verwertung der Schüsse den fast doppelt so hohen Torschnitt unter Pfeifenberger. Dass sich auch der Gegentorschnitt massiv verbesserte, ist hingegen beinahe ausschließlich auf die nach unten gerasselte gegnerische Chancenauswertung zu schieben, also keine nachhaltige Verbesserung.

Worin sich die Mannschaft in den sieben Spielen jedoch entschieden verbessern konnte, sind die Schüsse aus der sogenannten Gefahrenzone (Danger Zone). Diese besteht aus dem Torraum sowie dem Bereich des Strafraums, der durch die gedachte Verlängerung der kurzen Seiten des Torraums bis zur Strafraumlinie und diese selbst begrenzt wird (siehe diese Visualisierung). Schüsse aus dieser Zone haben eine besonders hohe Wahrscheinlichkeit, ins Tor zu gehen (Anmerkung: Elfmeter werden ausgenommen und separat behandelt). Während von allen Schüssen in etwa elf Prozent im Tor landen, sind es bei Schüssen aus der Gefahrenzone bei allen Teams in der bisherigen Saison knapp 21%, also fast doppelt so viele. In diese Zone zu kommen und dort Abschlüsse zu verbuchen beziehungsweise den Gegner davon abzuhalten ist also von immenser Bedeutung.

Graphik 2
Graphik 2 repliziert die erste Graphik, berücksichtigt allerdings nur diese Schüsse aus der Gefahrenzone. Wie wir sehen, hat der WAC unter Pfeifenberger im Schnitt sowohl mehr Schüsse in dieser Zone abgegeben als auch weniger zugelassen als unter seinem Vorgänger. Man gibt pro Spiel etwa 1,8 dieser Schüsse ab und lässt circa 1,1 weniger zu. Wenn man die Erfolgswahrscheinlichkeit dieser Schüsse berücksichtigt, sind das in der bisher kurzen Amtszeit Pfeifenbergers fast drei erwartete Tore mehr (+2,6) und fast zwei erwartete Gegentore weniger (-1,66). In diesem Zusammenhang kann man also von einer tatsächlichen Verbesserung sprechen.

Natürlich ist die Fallzahl noch relativ gering, da der WAC erst sieben Spiele unter Pfeifenberger absolvierte. Deshalb sollte man Durchschnittswerte nicht überinterpretieren, und die Unterschiede sind weder im Fall der insgesamt abgefeuerten Schüsse noch in jenem der Schüsse aus der Gefahrenzone ausreichend statistisch signifikant. Allerdings spielte der WAC in diesen sieben Spielen bereits gegen die vier stärksten Teams der Liga (zweimal davon auswärts) und konnte in diesen auch immerhin fünf Punkte holen. Die Verbesserung resultiert also sicherlich nicht nur aus der Tatsache, dass man es mit schwächerer Konkurrenz zu tun gehabt hätte.

Die Veränderung drückt sich auch in relationalen Zahlen aus. Die Total Shot Ratio, also die Metrik, die die eigenen abgegebenen Schüsse in Relation zur Summe der abgegebenen und zugelassenen Schüsse setzt, war bereits unter Kühbauer besser als bei einem Abstiegskandidaten (0,50) und verbesserte sich marginal unter Pfeifenberger (0,54). Die Danger Zone Shot Ratio, die also gleich funktioniert, jedoch nur Schüsse aus der Gefahrenzone berücksichtigt, ist jedoch nach oben geschnellt und beträgt unter Pfeifenberger 0,66 (im Vergleich zu 0,51 unter Kühbauer, der Unterschied ist zudem statistisch signifikant auf dem 95%-Level). Unter Kühbauer machten diese besonders aussichtsreichen Schussmöglichkeiten knapp 37% aller insgesamt abgegebenen Schüsse aus; unter Pfeifenberger stieg der Wert noch einmal auf über 42% an.

Ob das anhält, ist jedoch zweifelhaft; der Wert ist bereits zu gut, um wahr zu sein. Wie Graphik 3 anzeigt, wäre der WAC mit einer DZSR  von 0,66 das beste Team der gesamten Liga. Wahrscheinlich wird also diese Kennzahl in den nächsten Spielen wieder etwas zurückgehen, allerdings war der WAC bereits unter Kühbauer in der besseren Tabellenhälfte dieser Wertung. Man kann also davon ausgehen, dass die Mannschaft insgesamt zu gut für den Abstieg ist.

Graphik 3